Besuch des Maximilians-Museums (1909), nach Salzburg (1911) und nach Landshut
(1913), teils von der engeren Museumsverwaltung zur Besichtigung von Museen
in Paris und London (1907) und zum Studium von Bau und Betrieb der Biblio-
theken, Laboratorien und Museen, sowie zur Anknüpfung von Beziehungen mit
Behörden, Gelehrten, Ingenieuren und Industriellen nach Nordamerika (1912) und
nach Skandinavien (1914) ausgeführt wurden.
Im Jahre 1911 konnte im Neubau das Richtfest gefeiert werden.
In dem Bestreben, die Möglichkeit eingehenden Studiums des Museums mög-
lichst weiten Kreisen zu erschließen, machte Oskar von Miller Vorschläge zur Er-
richtung einer Reisestiftung, welche jungen Leuten aus allen Teilen des Reiches
durch Ersatz der von den Eisenbahnverwaltungen in weitgehender Weise schon
ermäßigten Fahrkosten und Gewährung eines festen Betrages für mehrtägigen
Aufenthalt in München solches Studium erleichtern sollte. Den Gebern von einzelnen
Stiftungen im Betrage von je M. 1500 sollte das Recht zustehen, die Anstalt oder
Arbeitsstelle zu bezeichnen, von welcher das Stipendium alljährlich an einen ge-
signeten Stipendiaten vergeben werden könnte. Binnen kurzer Zeit waren 269
solcher Einzelstiftungen angemeldet und haben bis zur Inflation alljährlich Hunderten
von auswärtigen Studierenden, Lehrlingen und Arbeitern den Museumsbesuch
ermöglicht. Da die Stiftungsgelder in mündelsicheren Papieren angelegt waren,
30 ist das ganze Stiftungskapital verloren gegangen, und jetzt können nur von Fall
zu Fall durch persönliche Spender Reisestipendien gewährt werden.
Am 27. April 1912 verschied der bauleitende Architekt Gabriel von Seidl
und an seine Stelle wurde sein Bruder, Emanuel von Seidl, berufen. der jedoch schon
im Jahre 1919 seinem Bruder im Tode folgte.
Die Absicht, den Museumsneubau im Herbst 1915 zu eröffnen, erfuhr eine
Änderung dadurch, daß in Düsseldorf im gleichen Jahre zur Feier der hundert
jährigen Zugehörigkeit der Rheinlande zu Preußen in einer Ausstellung die Ent-
wicklung von Kunst, Wissenschaft und Technik dargestellt. werden sollte, wozu
teilweise Gegenstände des Museums erbeten waren, während umgekehrt Aus-
stellungsgegenstände von Düsseldorf dem Deutschen Museum einverleibt werden
sollten. So wurde auf Grund eines Abkommens die Eröffnung des Deutschen
Museums um ein Jahr (aus welchem dann ein Jahrzehnt geworden ist) auf das
Jahr 1916 verschoben.
Das Jahr 1913 diente in besonderer Weise den Vorbereitungen für die künftige
Aufstellung der Sammlungsgegenstände in Gruppen, deren Zahl auf 67 angewachsen
war. Unter den Neuerwerbungen nahm besonders die Sammlung von Flugzeugen
die Aufmerksamkeit in Anspruch.
Der Kriegsbeginn im Jahre 1914 brachte diese Vorbereitung sowie die Bau-
arbeiten größtenteils zum Stillstand, da Baumaterialien nicht mehr zu beschaffen
waren und ein erheblicher Teil der Beamten und Angestellten sowie der Bauarbeiter
im Kriegsdienst stand. In diesen Dienst suchte Oskar von Miller auch die Mittel
des Museums zu stellen. In einer Nähstube wurden die weiblichen Angehörigen der
Einberufenen zur Herstellung von Kriegserfordernissen beschäftigt, ein Teil der
Beamten zu Dienstleistungen in militärischen Betrieben beurlaubt und ein voll-
ständiger Lazarettzug mit möglichst vollkommenen technischen Einrichtungen
bereitgestellt und auf seinen zahlreichen Fahrten begleitet.