Das Zweigmuseum in der Isarkaserne mußte wegen Personalmangel und wegen
der Wohnungsnot geschlossen werden.
Im Jahre 1915 konnte immerhin das jetzige Bureaugebäude fertiggestellt
und mit der Einrichtung der Sammlungen begonnen werden, wobei insbesondere
die künstlerische Ausschmückung bestimmter Räume in die Wege geleitet wurde.
Eine Unterbrechung mußten die jährlichen Tagungen des Vorstandsrates und
Ausschusses erfahren, dagegen fanden Sitzungen des Vorstands, der Vorsitzenden
and Schriftführer des Vorstandsrates und von Delegierten der Regierungen im
Oktober 1914 in Leverkusen und Essen (mit Besichtigung der dortigen Werke)
und im Oktober 1915 in Berlin (mit Besuch der Siemensschen Werke und der
Kaiser-Wilhelm-Institute in Dahlem) statt. Inmitten der Hemmungen und An-
forderungen des Krieges fanden führende Männer der Rüstungs-Industrie (wie Krupp
v. Bohlen, Duisberg, Siemens, Graf von Zeppelin) sich ein. um an den Verhand-
ungen teilzunehmen.
Am 6. Februar 1917 konnte wieder eine Tagung des Vorstandsrates und Aus-
schusses in München abgehalten werden, in welcher die Fortdauer der allgemeinen
Begeisterung für das Wachstum des Museums warmen Ausdruck fand und die
Ernennung eines ersten Ehrenmitgliedes des Museums in der Person des Grafen
von Zeppelin in vaterländisch gehobener Stimmung vollzogen wurde.
Im Oktober desselben Jahres versammelten sich die Mitglieder der Verwaltung
zu Sitzungen in Wien, wobei u. a. festgestellt wurde, daß infolge der wesentlichen
Verteuerung aller Rohmaterialien und Arbeiten, der für den Museumsneubau ge-
sammelte Betrag von rund 8 Millionen Mark voraussichtlich wohl für die Fertig-
stellung des Sammlungsgebäudes, nicht aber für den Bau des geplanten Studien-
yebäudes (zur Aufnahme der bereits mehr als 80000 Bände umfassenden Bibliothek,
der Plan- und Urkundensammlung usw.) ausreichen wird. Es wurde beschlossen,
eine neue Geldsammlung zu organisieren, welche sogleich eröffnet wurde. Inner-
halb kurzer Zeit war dieselbe auf mehr als 4 Millionen angewachsen, welche indessen
fast vollständig der nachfolgenden Geldentwertung zum Opfer gefallen sind.
Mit großem Interesse wurde sodann das Wiener Technische Museum eingehend
besichtigt und der Waffenfabrik Steyr ein Besuch gemacht.
Waren seit Beginn der Kriegszeit an die bewährte Kraft und Ausdauer des
Museumsleiters hohe Anforderungen gestellt, so erhöhten sich dieselben nach dem
anglücklichen Abschluß des Krieges und infolge der Wirkungen des inneren Um-
sturzes in einem Grade, dem nur unbeugsame Willens- und Tatkraft gewachsen
blieb. Zu den finanziellen Schwierigkeiten traten Störungen in den sozialen und
Personalverhältnissen, bis es gelang, die innere Ordnung wieder vollkommen her-
zustellen.
„Da bestand nicht mehr die Frage, wann wird das Museum fertig, sondern die
Frage lautete, ob das Museum fertig wird. Um den Zusammenbruch zu vermeiden,
haben wir langsam weitergebaut, nur den vollen Stillstand, die Aufgabe unseres
Bureaus, wollten wir verhindern.“
So sprach sich Oskar von Miller in der Jahresversammlung des Ausschusses
aus, welche am 1. Oktober 1921 in München wieder abgehalten wurde (zum ersten
Mal nicht unter dem Vorsitz des Protektors). Schon war es gelungen, bei den maß-
gebenden Stellen den Willen zur Vollendung des Neubaues neu zu beleben und die
MR