Full text: Das Deutsche Museum

nung vermag, soll der Zusammenhang und das Ineinandergreifen der verschiedenen 
Gebiete in horizontaler und vertikaler Gliederung dargestellt, ihre wechselseitige 
Bedingtheit und Befruchtung zum Verständnis gebracht werden. 
Bei dieser Anordnung tritt von selbst die Einstellung der einzelnen Nationen 
zu den Kulturaufgaben der Menschheit zutage und es ist klar zu übersehen, welcher 
Anteil, von den ältesten Zeiten an, den sich emporringenden Völkern und den auf 
kultureller Höhe stehenden an der Stellung und Lösung der naturwissenschaftlichen 
und technischen Probleme jeweils zukommt und wie gerade in diesem Anteil die 
geistige Eigenart und der Charakter der verschiedenen Rassen und Nationen sich 
wiederspiegelt. Es wird sich dabei immer wieder ergeben, daß die einzelnen Ge- 
biete am natürlichsten um die vornehmlich an ihrem Ausbau tätigen Männer sich 
anordnen und so sind in den Abteilungen des Museums jeweils Büsten, Bildnisse und 
persönliche Erinnerungen der bedeutendsten Forscher, Erfinder und Konstrukteure 
inmitten ihrer Schöpfungen aufgestellt und ergänzen die sachliche Vorführung nach 
der persönlichen und biographischen Seite. 
Es tritt sonach in den Sammlungen selbst die von uns Deutschen geleistete 
kulturelle Arbeit mit der des Auslands vereinigt in die Erscheinung — wie denn wir 
Deutsche vor andern gewohnt sind, auch das Fremde ohne Vorurteil einzubeziehen, 
in uns aufzunehmen und anzuerkennen, So führt, um nur einige Daten aus der 
Zeit der Renaissance zu nennen, die Linie der Neugestaltung unserer Weltanschauung 
von Kopernikus und Kepler zu Galilei und Newton; die Aufstellung der Grund- 
gesetze der Mechanik schreitet fort von Leonardo da Vinci zu Stevin, zu Galilei 
and Newton, von Toricelli zu Guericke und Huygens. Die Entwicklungsgeschichte 
der Dampfmaschine ist vor anderen durch die Namen von Papin, Newcomen und 
Savery und dann von Watt bezeichnet, ehe sich auch Deutschland schöpferisch 
beteiligt. Wieder führt die Darstellung des Wandels unserer Anschauungen über 
die elektromagnetischen Vorgänge von Galvani und Volta zu Gauß und Weber, zu 
Ampere, zu Coulomb, zu Ohm und Kirchhoff, von Faraday zu Maxwell und Hertz. 
Die Auffassung der Wärme als eines mechanischen Vorganges geht aus von Rum- 
fords Versuchen, zu Hirn, zu Joules und Robert Maver bis zu der umfassenden 
Formulierung von Helmholtz. 
Das gleiche Ineinandergreifen der Gedankenarbeit aller Nationen zeigt sich auch 
in der modernen Entwicklung. Wissenschaft und Technik reichen über die Grenzen 
der Länder und Völker hinaus. Sprechen daher die gesamten Darstellungen des 
Jeutschen Museums in einem universellen Geiste zu uns, so soll doch andererseits 
gerade aus seinen Schätzen hervortreten, welche Errungenschaften deutschem 
Wesen und deutschem Geist zu danken sind, was deutsche Energie und Tat- 
kraft, deutsche Gedankentiefe und Gründlichkeit, Beharrlichkeit und Fleiß geschaf- 
fen haben. Davon soll vor allem der Ehrensaal des Deutschen Museums ein würdiges 
Zeugnis geben; hier sollen zu Stolz und Erhebung des Beschauers die Bildnisse un- 
serer Größten zu uns sprechen, sollen die beigefügten Inschriften bezeugen, welche 
gewaltige Schöpfungen auf allen Gebieten der Naturwissenschaft und Technik von 
Deutschen ausgegangen und der Welt gegeben worden sind. 
[Die Aufstellung der Denkmäler ist noch nicht beendigt. Ein Teil der gestif- 
teten noch nicht hergestellt. Dies wolle bei den folgenden Ausführungen berück- 
sichtigt werden.]
	        
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