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sein ließen, in planmäßiger Weise Siedlungen ins Leben zu rufen. Schon aus dem An-
fang des 16. Jahrhunderts ist uns eine Siedlungsanlage bekannt, die nach der Art
Ihrer Entstehung gewissermaßen als der Auftakt dieser planmäßigen Siedlungstätig-
keit bezeichnet werden kann. Es ist dies die heute noch bestehende und in höchstem
Maße sehenswürdige Siedlung des Großkaufmanns Jakob Fugger des Zweiten in
Augsburg, die sogenannte Fuggerei, deren Modell im Deutschen Museum ausgestellt
ist. Diese Siedlung ist nicht nur städtebaulich, sondern auch durch die Art ihrer Ent-
stehung höchst bedeutsam, da sie von ihrem Gründer von vornherein für arme Leute
und Handwerker bestimmt war. Infolgedessen galt sie nicht nur zur Zeit ihrer Er-
richtung, sondern auch für die Folgezeit als beispielgebende soziale Tat. Eine be-
sonders großzügige planmäßige Siedlungstätigkeit entwickelten die preußischen
Könige. Friedrich II. z. B. hat durch die Schenkung und Lieferung von Baumaterialien,
die Hergabe von Baugeldern und die Gewährung von sogenannten „Baufreiheiten““
um die Mitte des 18. Jahrhunderts in vorbildlicher Weise den Wohnungsbau gefördert.
Seine Siedlungstätigkeit erstreckte sich sowohl auf die Anlage von Kolonien für
Arbeiter und Handwerker, als auch auf die Gründung ganzer Bauerndörfer. Als
Beispiel sehen wir die friderizianische Siedlung Zinna bei Jüterbog im Regierungs-
bezirk Potsdam. Abgeschlossen wird diese Reihe von Siedlungen durch den Plan einer
städtischen Siedlung aus dem. Jahre 1812, die Neustadt bei Magdeburg.
Es folgen dann schließlich noch zahlreiche Modelle, Pläne und photographische
Aufnahmen aus dem letzten Zeitabschnitt des deutschen Städtebaues, der Nachkriegs-
zeit. Wie schon oben angedeutet wurde, ist dieser Abschnitt in besonderem Maße durch
die Förderung des Wohnungs- und Siedlungswesens durch die öffentliche Hand unter
dem Druck der nach dem Weltkrieg eingetretenen Wohnungsnot gekennzeichnet. Diese
Mitwirkung der öffentlichen Gewalten, insbesondere der Gemeindeverwaltungen, hat
ganz gewaltige Fortschritte im Wohnungsbau, Siedlungswesen und Städtebau mit
sich gebracht. Sie hängen aufs engste mit der Lösung der städtebaulichen Seite des
Wohnungsproblems zusammen, die in der Richtung der Befreiung des Blockinnern
von jeglicher Bebauung und damit in der Randbebauung und in der weiteren Ent-
wicklung in der Ausbildung des bandmäßig aufgelösten Blockes und schließlich des
Zeilenbaues, der eine gleichmäßige Besonnung und Belichtung aller Wohnräume ge-
währleistet, gesucht und gefunden wurde. Modelle und Aufnahmen beispielsweise von
der großzügigen städtischen Siedlung an der Großdiesdorferstraße in Magdeburg oder
von der Großsiedlung in Berlin-Britz, von Siedlungen in Hamburg, Leipzig und
anderen Städten, bringen diese Fortschritte in drastischer Weise zum Ausdruck. Des
weiteren ist aber aus den ausgestellten Objekten zu erkennen, daß die. Großstadt nach
dem Kriege eine Auflockerung durch planmäßige Förderung des Kleinhausbaues er-
“ahren hat. Zahlreiche Städte umgeben sich sogar bewußt mit einem Kranze neu-
gegründeter Flachbausiedlungen, für die in der Siedelung Hohe Lache bei Dessau,
Mockau bei Leipzig und anderen Beispiele gegeben sind. In diesen Fortschritten und
vor allem in den ihnen zugrunde liegenden Bestrebungen ist ein gut Stück deutscher
Volksgesundheit gewährleistet. Die Hoffnung, daß sie über die Periode der Wohnungs-
not hinaus in Deutschland für das Wohnungs- und Siedlungswesen und den Städte-
bau maßgebend sein werden, läßt uns unsere. gemeinsam durchwanderte Abteilung
für Hochbauwesen mit einem erfreulichen Blick in die Zukunft verlassen.
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