ragender Männer Aufschluß geben. Bildnisse und Büsten solcher Männer sollten
aufgestellt werden, deren Wirksamkeit für die Entwicklung der Naturwissenschaft
und Technik grundlegend gewesen ist.
Oskar von Miller konnte bereits von sehr wertvollen und reichlichen Zuwen-
dungen, Stiftungen und Erwerbungen nach allen diesen Richtungen, und über
behördliche Förderungen — wie Gewährung der Frachtfreiheit für alle Zusendungen
an das Museum — berichten. Sodann wurde der Beschluß gefaßt, zunächst Bild-
nisse von acht deutschen, hervorragenden Vertretern der Naturwissenschaft und
Technik in einem Ehrensaal des Museums aufzustellen. Die Bildnisse von Gauß und
Fraunhofer wurden durch S.K.H. den Prinzregenten gestiftet.
im Herbst 1905 konnten die Mitglieder des Vorstandsrates und des Ausschusses
durch die im Alten Nationalmuseum eingerichtete Sammlung geführt werden, welche
durch ihren Umfang und ihren Wert überall freudige Überraschung auslöste. Durch
Zusammenwirken eifriger Kräfte innerhalb des Museums und zahlreicher bereit-
williger Mitarbeiter und opferwilliger Stifter in ganz Deutschland unter der un-
mittelbaren Führung von Oskar von Miller war innerhalb zweier Jahre dieses wohl
beispiellose Ergebnis erzielt worden. Schon erwiesen sich die Räume als unzureichend,
zo daß für eine Erweiterung ein Teil der früheren Reiterkaserne erbeten und zur
Verfügung gestellt wurde.
Auch mußte nun ernstlich an den Neubau auf der Kohleninsel gedacht werden,
und Oskar von Miller legte ein von Gabriel von Seidl ausgearbeitetes Vorprojekt
vor, welches als Grundlage für die Verhandlungen mit der Reichsleitung, der baye-
rischen Staatsregierung und den wissenschaftlichen und industriellen Kreisen be-
nutzt wurde. Zur Gewinnung weiterer und endgültiger Baupläne wurde ein öffent-
licher Wettbewerb unter den deutschen Architekten ausgeschrieben. Am 22. Ok-
«ober 1906 trat das hierfür bestellte Preisgericht zusammen und sprach dem Ent-
wurf von Gabriel von Seidl den ersten Preis zu, worauf der Vorstandsrat am 11. No-
vember beschloß, diesen Entwurf für die Ausführung zugrunde zu legen, sämtliche
Verhandlungen über den Neubau dem Vorstande zu übertragen und zur Beratung
and Entscheidung wichtiger Fragen eine Baukommission zu bilden.
Am 13. November desselben Jahres fand die feierliche Grundsteinlegung durch
den Deutschen Kaiser und den Prinzregenten in Gegenwart der Kaiserin, des Prinzen
Ludwig und der Prinzen und Prinzessinnen des Kgl. Hauses statt. Ein im Treppen-
haus des Museums aufgestelltes Gemälde. von Waltenberger zeigt inmitten der Teil-
aehmer den Kaiser, mit dem Hammer in der Hand. Das Kaiserpaar war von der
Bevölkerung Münchens in den künstlerisch reich geschmückten Straßen mit Jubel
begrüßt worden.
Am 21. November wurden die Sammlungen im Alten Nationalmuseum für den
öffentlichen Besuch geöffnet, wovon in den folgenden zwölf Monaten 200000 Per-
sonen Gebrauch gemacht haben. Während die Mitglieder des Museums freien Ein-
tritt haben, wurde grundsätzlich für Nichtmitglieder ein mäßiger Eintrittspreis
festgesetzt, wobei für Schulen, Arbeitervereinigungen usw. besondere Erleichte-
rungen vorgesehen wurden.
Die Baukosten für den Museumsneubau waren zu 7 Millionen Mark veranschlagt,
wovon die Stadtgemeinde München 1 Million, der bayerische Staat und das Reich
je 2 Millionen und den Rest die deutsche Industrie übernommen haben.
