Full text: Das Deutsche Museum

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wright (1780), die einem Originalflyer gegenübergestellt ist, der heute als die voll- 
kommenste und sinnreichste Baumwollvorspinnmaschine angesehen werden kann. 
Fin vollständiger Maschinensatz aus einer Baumwollspinnerei der Schweizer 
Spinnereien von Kunz in Uster a. d. A. (1830) zeigt den allgemeinen Verlauf der 
mechanischen Verarbeitung der Baumwolle und besteht aus Schlagmaschine, Karde, 
Kanalmaschine, Doubliermaschine, Strecke und F lyer. Bilderserien veranschaulichen 
den Verlauf der Verarbeitung in den neuzeitlichen Spinnereien. 
Der nächste Raum „Feinspinnen‘“ umfaßt zwei Hauptgruppen: 1. die Spinn- 
vorrichtungen mit absatzweisem, unterbrochenem, und 2. die mit stetigem Arbeits- 
prozeß. Beim absetzenden oder unterbrochenen Spinnen wird die Aufwindung 
vollkommen von der F adenbildung oder vom eigentlichen Spinnen getrennt; beim 
stetigen Spinnen erfolgen Spinnen und Aufwinden unmittelbar nacheinander ohne 
Unterbrechung, d.h. stetig oder gleichzeitig. 
Das älteste Spinnwerkzeug mit absatzweiser Spinnweise, mit dem jahrhunderte- 
lang die einfachsten wie die feinsten Gespinste hergestellt wurden und mit dem z. B. 
der Orient heute noch arbeitet, ist die Handspindel. Ein Schaukasten enthält eine 
Sammlung von typischen Handspindeln, die zum Teil aus altägyptischen und alt- 
peruanischen Frauengräbern stammen und den Verstorbenen als Symbol des häus- 
lichen Fleißes beigegeben wurden. 
Im Anfang des 16. Jahrhunderts wurde die Handspindel durch das leistungs- 
fähigere Handspinnrad ersetzt, das in mehreren Originalen in der Sammlung ver- 
treten ist. 
Als sich Ende des 18. Jahrhunderts die Baumwolle als Gespinstfaser infolge der 
Steigerung ihres Anbaues durchzusetzen begann und außerdem durch die Vervoll- 
<ommnung des mechanischen Webstuhles die Leistungsfähigkeit der Handspindeln 
und Handspinnräder nicht mehr genügte, erfolgte, wie oben schon erwähnt wurde, in 
England die Umstellung der Handspinnerei zur Maschinenspinnerei. Es kam die 
Epoche der grundlegenden Erfindungen im Gebiete der mechanischen Spinnerei, eine 
Zeit, die in die Faserindustrie eine fast beispiellose Umwälzung hineintrug. Ende des 
18. Jahrhunderts entstanden die mehrspindligen Spinnmaschinen, welche erst mit 
Wasserkraft, dann mit Dampfkraft in Gang gesetzt wurden und heute vielfach mit 
Elektrizität betrieben werden. Allerdings ist die Anwendung von mehr als einer 
Spindel auch an Handspinnrädern schon früh versucht worden, so soll Leonardo 
da Vinci ein zweispindliges Handrad entworfen haben, und in China war ein drei- 
spindliges Handrad vor mehr als 200 Jahren bekannt (s. unten). 
Eingeleitet wird die Epoche der Erfindungen der Fertigspinnmaschinen durch 
die Jenny-Spinnmaschine von Hargreaves 1763—1769. Die Sammlung enthält die 
Nachbildung dieser Maschine mit 16 ortsfesten Spindeln sowie das älteste erhaltene 
Original einer Streichwoll- Jenny-Spinnmaschine mit 60 Spindeln, welche noch ein 
arsprüngliches Konstruktionselement, die fahrbare Presse, besitzt. Diese älteste 
Spinnmaschine wurde später durch die sog. Zylindermaschine verdrängt, die den- 
selben Arbeitsgang einhielt, aber statt der Presse Lieferzylinder, die aber keine 
Streckzylinder waren, besaß. Diese Zylindermaschine wird heute allgemein in der 
Streichgarnspinnerei angewendet. Hargreaves baute seine Jenny-Maschine, die er 
nach seiner Tochter so benannt hatte, zuerst mit 20 Spindeln, später mit 50 und 80 
Spindeln, 
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