Full text: Das Deutsche Museum

PAUL KLEMM, PAPIERERZEUGUNG. 
Papier ist heute wie von Alters her der Träger von Schrift und Bildern und 
damit das Mittel, um die Ergebnisse geistiger Arbeit festzuhalten, zu vererben und 
zu verbreiten, ist also für die Geisteskultur ein Produkt von höchster Bedeutung, das 
sich aber auch für viele andere Zwecke brauchbar erwiesen hat und heute an Mannig- 
faltigkeit der Verwendung seinesgleichen sucht. 
Unter Papier versteht man jetzt das aus einer formbaren Masse in Wasser ver- 
‚eilter Pflanzenfasern in Form von Blättern hergestellte Kunstprodukt. Als Schrift- 
cräger hatte es seine Vorläufer. Vor der Erfindung des Papiers aus formbarem Faser- 
rei, die chinesischen Ursprungs ist, Tsai-lün (130 v. Chr.) zugeschrieben wird 
ınd auf eine Geschichte von über 2000 Jahren zurückblickt, benutzte man von der 
Natur unmittelbar in Blattform dargebotene Produkte, Blätter und Rinden von 
Pflanzen, Tierhäute (Pergament), Platten mineralischen Ursprungs, aber auch früh 
schon Kunstprodukte, von denen die assyrischen Tontafeln sogar ein allerdings 
lästig massiger Schreibgrund aus formbarer Masse waren, unter denen aber höhere 
Bedeutung noch dem durch Zusammenfügung von gespaltenem Pflanzenmark 
hergestellten Kunstprodukt des Papyrus zukommt, der, ägyptischen Ursprungs, 
sine Reihe von Jahrtausenden vor unserer Zeitrechnung und noch fast ein Jahr- 
tausend nachher den Kulturträgern der Mittelmeervölker als hauptsächlicher 
Schreibgrund diente. Beispiele solcher „Vorläufer“ des aus formbarer Fasernmasse 
hergestellten gefilzten Papiers sind auch in der Papier-Abteilung des Deutschen 
Museums ausgelegt und Deckengemälde von Prof. Schmidt, Weimar, geben von 
der Herstellung solcher Vorläufer, wie sie die Phantasie des Künstlers erschaute, 
einen lebendigen Begriff... 
im ostasiatischen Ursprungslande der Erzeugung von Papier aus formbarem 
Faserbrei war und blieb sie Jahrhunderte lang in allen Teilen reines Handwerk und 
noch bis heute hat sich diese Betriebsform in Gebieten der ostasiatischen Kultur 
‘China, Japan, Birma) erhalten. | | 
So groß auch der Unterschied zwischen einem solchen handwerksmäßigen Zwerg- 
betrieb und einem auf der Höhe technischer Entwicklung stehenden Riesenbetrieb der 
Gegenwart ist, im Wesen der technischen Hauptaufgaben hat sich seit Tsai-lün nichts 
zeändert; sie sind: die Faserbreibereitung, die Formung zum Blatt und das Trocknen. 
Es hat lange gedauert, ehe die Mechanisierung der Arbeit zur Lösung auch nur 
einzelner Teile der Aufgaben in zunächst roher Weise begann; sie setzte naturgemäß 
bei der am meisten Anforderungen an die Kraftanstrengung des Menschen stellenden 
Arbeit ein, der Herstellung des Faserbreis. Diese bestand in der Bearbeitung der 
nassen Faserrohstoffe, gereinigter Baumrinden, aber auch schon von Lumpen zunächst 
mit Schlagwerkzeugen auf harter Unterlage, dann mit Stampfen in Mörsern. Bei der 
erst nach sieben Jahrhunderten beginnenden Ausbreitung der Erfindung nach Arabien 
und den Mittelmeerländern finden sich Anfänge zur Ausbildung von Mechanismen. 
Aber es vergingen noch mehrere Jahrhunderte und es bedurfte erst der Verpflan- 
zung auf europäischen Boden vom 11. J ahrhundert ab, ehe die Mechanisierung der 
Stoffbereitung unter Benutzung von natürlichen Energiequellen, Wasser, Wind, 
allgemein herrschende technische Errungenschaft wurde, zunächst durch rhythmisch 
arbeitende Vorrichtungen, die Stampfwerke, bis wieder nach Jahrhunderten, 
im Anfang des 18. Jahrhunderts, das Mahlwerk mit rotierendem Arbeitsorgan, der 
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