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A. FEHR, LANDWIRTSCHAFT.
Wer heute im Frühjahr oder Sommer durch die deutschen Lande reist und die
gesegneten Fluren der deutschen Heimaterde in ihrer stolzen Pracht und Fruchtbar-
keit schaut, der möchte kaum glauben, daß dieses Land vor ein paar tausend Jahren
nichts anderes war als ein großer Urwald mit weiten Moorflächen, ungeregelten
Wasserläufen und unfruchtbaren Landstrichen. Diese Dienstbarmachung der deut-
schen Muttererde ist wie so vieles andere ein gewaltiges Zeichen deutschen Fleißes
und deutscher Technik. Wenn die ersten grundlegenden Verbesserungen dem deut-
schen Fleiße zu verdanken sind, so sind bei den letzten großen Steigerungen der deut-
schen Ernten deutsche Wissenschaft und deutsche Technik ausschlaggebend ge-
wesen. Mit Recht wurde deshalb im Deutschen Museum der Darstellung der Land-
wirtschaft der gebührende Raum zugewiesen, um die Besucher in anschaulicher
Weise. auf die Zusammenhänge zwischen Technik und Landwirtschaft hinzuweisen
und um sie weiterhin auch bei dieser Gelegenheit über die Bedeutung der heimi-
schen Landwirtschaft für das deutsche Wirtschaftsleben zu unterrichten und zu
belehren.
Wenn auch vielfach das bei den Landwirten besonders ausgeprägte Festhalten
ım Althergebrachten der raschen Auswirkung wissenschaftlicher Erkenntnisse, be-
sonders in früheren Zeiten, hemmend im Wege stand, so sehen wir zum Teil wohl
zerade deshalb nirgends so schön und überzeugend den allmählichen, sich aber immer
stärker bemerkbar machenden reichen Einfluß der Technik und der Wissenschaften
auf die Praxis wie gerade in den verschiedenen Zweigen der Landwirtschaft.
Die Darstellungen in der Gruppe Landwirtschaft werden eingeleitet mit
3inem Überblick über die Auswirkung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse auf die
Mlanzenproduktion. Es wird gezeigt, in welcher Weise sich der praktische Land-
wirt die geologische, physikalische, chemische und biologische Erforschung des
Bodens zunutze gemacht hat. Wir sehen den mühevollen Weg dargestellt, auf
dem wir ganz allmählich Einblick in die Vorgänge der Pflanzenernährung ge-
wonnen haben, wie zuerst die sog. Humustheorie von Thaer und später die Mineral-
theorie des großen Münchener Gelehrten Justus von Liebig richtunggebend waren,
und wie, auf den großen Gedanken und Erkenntnissen Liebigs aufbauend, die moderne
Forschung zu den erfolgreichen Ergebnissen der neuzeitlichen Düngerlehre geführt
hat, die es uns erst ermöglichten, aus dem deutschen Acker jene Ernten herauszu-
nolen, die uns vor dem Kriege zu einer gewissen wirtschaftlichen Selbständigkeit
verhalfen. Nach dem Urteil der Sachverständigen war die große Steigerung der Er-
träge in den Jahrzehnten vor dem Kriege in ganz Deutschland mindestens zur Hälfte
der Wirkung des Kunstdüngers zuzuschreiben, während alle anderen Maßnahmen
zur Förderung der landwirtschaftlichen Erzeugung zusammengenommen in ihrer
Gesamtwirkung kaum die Bedeutung der Wirkung der künstlichen Düngemittel
hatten. Vornehmlich unter dem Einflusse der stark vermehrten Anwendung von
künstlichen Düngemitteln hat sich die Getreideernte in Deutschland im Zeitraume
von 1885 bis 1912, trotzdem die Anbaufläche keine wesentliche Vergrößerung er-
fuhr, von 18,3 Millionen auf 26,8 Millionen Tonnen, also um 46,4 vH, und die
Kartoffelernte von 29,7 auf 44,2 Millionen Tonnen, das ist um 48,8 vH vermehrt;
während gleichzeitig die Bevölkerung von 48 Millionen auf 64 Millionen, das ist um
33 vH anstieg.
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