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Die
Brauerei, bestehend aus einem Kessel und Zuber, war meist in der großen Diele des
Hauses, die zugleich als Küche diente, untergebracht. Der Malzvorrat lag am Haus-
boden, das Malzschrot wurde mit Wasser gemengt, abwechslungsweise dann im Kessel
gekocht und wieder in den Zuber gebracht; dies wurde unter ständigem Umrühren
so oft getan, bis man glaubte, der Sud sei gelungen. Dann ließ man die ganze Maische
absitzen, die Treber gingen zu Boden, und die braune Flüssigkeit, die wir heute
Würze nennen, wurde in kleine Bottiche zur weiteren Abklärung geschöpft, später
auf Fässer gefüllt und im Hauskeller gelagert. Es ist anzunehmen, daß es sich damals
um eine Selbstgärung gehandelt hat, vielleicht aber wurde auch schon der Boden-
satz als Gärmittel des einen Sudes für die nächste verwendet. Solange nur für den
eigenen Bedarf gebraut wurde, hatte die Obrigkeit kein Interesse an der Güte des
Gebräues. In den Hausbierbrauereien des Mittelalters haben die einzelnen Familien
voneinander gelernt; der eine hat durch strenge Beobachtung und vielleicht auch
durch persönliche Veranlagung ein besseres oder besonders gutes Erzeugnis hergestellt
und bildete sich zum Spezialisten aus, so daß die Nachbarn mit anderen Waren auf
dem Tauschwege ihren Bedarf gegenseitig deckten. So mag aus der Hausbierbrauerei
das Handwerk des Bierbrauens herausgewachsen sein.
Während früher jeder nach Belieben brauen konnte, wird mit dem Entstehen der
Städte das Brauen ein Recht, das nur Bürgern verliehen wurde. Die Städte, also
die Gemeinden, stellten mitunter dann auch die Braugeräte, die von dem einen Haus
ins andere getragen wurden, sie stellten ferner auch den Braumeister, so daß die Haus-
frau ausgeschaltet wurde. Anders wurde aber die Sache, als neben dem Braurecht
auch das Ausschankrecht verliehen und eine Quelle des Erwerbes wurde; dann griff
auch der städtische Rat als Ordner des Gemeinwesens ein und machte seine Vor-
schriften bezüglich der zu erzeugenden Menge und Güte des Bieres. Diese öffent-
liche Obsorge war aber nicht in allen Städten zu finden. Anderwärts erhielt sich noch
Jahrhunderte die Hausbierbrauerei, oder es bauten sich die Brauberechtigten auf
gemeinsame Kosten ein Brauhaus, in dem jeder für seinen eigenen Bedarf das Bier
sieden konnte. Solche gemeinsame Brauhäuser, Kommunbrauereien, haben sich
bis auf den heutigen Tag besonders in Franken erhalten. ;
Das Deutsche Museum zeigt in dem Modell „„Steinbierbrauerei‘“ von Valentin
Kaschitz in Weidmannsdorf bei Klagenfurt ein Überbleibsel germanischer Kultur,
vielleicht eine „gemeinsame“ Braustätte der alten Germanen. Wie lange diese höchst
interessante Brauart in. die Vergangenheit zurückreicht, ist nicht zu ergründen.
Offenbar war zur Zeit dieser Erfindung die Technik noch nicht so weit fortgeschritten,
um große, metallene Gefäße herzustellen. Diese originellen Bierbrauer kochten
deshalb die Maische, die aus einem Gemisch von Gersten-, Hafer- und Weizenmalz
bestand, in einem Holzbottich, und zwar durch Versenken von glühenden Steinen,
die bei rascher Abkühlung nicht bersten (Grauwackensteine), in die Maische. Diese
Steine wurden in einem Nebenraum des Sudhauses, in dem sog. „Grumettl“ glühend
gemacht, mittels großer Zangen (Originalzange ist im Museum vorhanden) gepackt
and über Bord in den Maischbottich gehoben. Nach Vollendung des Maischprozesses
wurde die Würze durch ein Loch im Bottichboden in eine Rinne zum Gärbottich
abgelassen und nach Abkühlung der Gärung übergeben.
Eine weitere, für den Fachmann und Laien nicht minder interessante Art des
Bierbrauens sehen wir in der Abbildung und. im Modell einer ossetischen Brauerei.
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