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Fünfter Abschnitt. — Angewandte Festigkeitslehre,
Il. Futtermauern.
1. Die Stabilität der Futtermauern erfordert:
a) dafs die Mauer hinreichenden Widerstand gegen Gleiten leistet,
und dafs somit der Winkel, den die Normale zu einer horizontal ge-
dachten Fuge mit der Mittelkraft R, gebildet aus dem Erddrucke P
und dem Gewichte der Mauer über dieser Fuge, einschliefst, kleiner
als der Reibungswinkel ist;
6) dafs dieselbe auch hinreichenden Widerstand gegen Kippen
bietet, dafs also die Widerstandslinie die Basis, sowie die andern Fu-
gen in einem Punkte schneidet, welcher der Schwerlinie näher liegt
als der äufseren Mauerkante.
Anmerkung. Widerstandslinie ist die Linie, welche die Durch-
schnittspunkte der Mittelkraft & mit einer ganzen Reihe von Fugen
verbindet. Meistens ist die erste Bedingung der Stabilität erfüllt.
wenn der zweiten Genüge geleistet wird.
U
AHA
TO
2. Der Stabilitäts - Coefficient ist:
)— Entfernung der Schwerlinie von der äu(seren Mauerkante in der Basis
"” Entfrn. d. Schwerlinie v. d. Durchschnpkt. d. Widerstandslinie in der Basis
Nach Vauban ist 9 mindestens = 2 zu setzen.
3. Bezeichnet ‚man in 4. und SB. mit
P den Erddruck pro lfd. Einheit der Länge der Mauer,
h die Höhe der Mauer oder der gestützten Masse,
h, die Höhe der Aufschüttung über dem Mauerkopf,
d die obere Dicke der Mauer,
y das Gewicht der gestützten Masse pro Cub.-Einheit,
yı das Gewicht der Mauer pro Cub.-Einheiten (Z =3),
Yı
og den Böschungswinkel der gestützten Masse (s, Abschn. XI),
© den Reibungscoefficienten an der Basis der Mauer,
so ist:
A. Für normal stehende Mauern,
a) welche parallelepipedisch und ohne Fundament aufgeführt sind,
für den Fall unter I. (C. 1.)*) und mit Rücksicht auf Stabilität ge-
gen Gleiten resp. Kippen:
7 h 2 .
d= 7 OA) ua (450 — £} ;
v. ho
e\ On ht
d= (h+h)tg (450 — £) Var ;
) Die Formeln für den Fall unter I, (A. 1) erhält man durch Nullsetzen
von A