Ring liegt wie ein Gürtel um die Säule. Nun heißt aber der Paradies—
luß Geon oder Gihon, der vom Mittelalter als Nil crtanu— wurde, der
Gegürtete“. Durch Dämme gegürtet war der Nif schon im Altertum.
Die Symboliker erinnern daran, daß die Juden am Nil, „um die Len—
den gegürtet“, das Osterlamm aßen und erblicken darin die Mäßigkeit
angezeigt. In Hildesheim sagt die Inschrift zum Nil: „Temperiem Geon
terre designat hiatus“. Die Mäßigkeit zeigt an Geon, der Erde Hiatus.
Dieses Wort Hiatus wird mit Spalt, Kluft, Schlund, Mund, Atem⸗
übersetzt. An unserer Säule ist diese ünterbrechung der Hiatus, durch
die Fuge dargestellt, die fich aus der Zusammenfetzung von zwei Trom
meln ergibt. So war sowohl die Trennung, als die Gürtung angegzeigt.
Das Gähnen der Hungernden führt zum Symbol der Mäßigkeit. Die
Hildesheimer Inschriften verbinden dann Phison und Klugheit, Tigris
und Tapferkeit, Euphrat und Gerechtigkeit. Die Verteilung auf die
Himmelsrichtungen ist ungewiß.
Nur die westliche Säule hat an dem Sockel Bildwerk; teuflische Fratzen
an den Ecken, dazwischen Strickband. Die allgemeine Bedeutung ist be⸗
kannt, Verdammte in Gefangenschaft. Für weitere Ausdeutung ist in
diesem Falle keine Andeutung und kein Bezug zu finden.
Am Chorbogen
Im Sinne einer Portalanlage und deren Symbolik war eine Ein⸗
fassung des Rundbogens beabsichtigt, ist aber nur vorgebohrt worden.
Am Scheitelstein ist eine Kopfmaske, ein Abwehrkopf, wie an unzäh—
ligen Torbogen kirchlicher und profaner Gebäude alter und neuerer
Zeit. Abwehrzeichen mögen gewaͤrnt haben vor unbefugtem Betreten
des dem Geistlichen vorbehaltenen Raumes.
Der Papstlarg im Bamberger Dom
Im Westchor des Doms in Bamberg steht der marmorne Sarg des
Papstes Clemens II. Das ist der einzide Fall eines Papstbegräbnisses
auf deutschem Boden. Und es ist das Grab eines deutschen Papstes. Cle—
mens I. war ein Sachse mit Namen Suidger. König Heinrich III. hatte
ihn auf den Bischofsstuhl von Bamberg erhoben. Er begleitete Heinrich
nach Rom und wurde dort auf Vorschlag des Königs zum Papst gewählt
1046), worauf er seinen Herrn zum Kaiser krönte, Als echter Deutscher
bewahrte er seine Anhänglichkeit an seine Heimat und behielt das Bis—
tum Bamberg bei, kehrte auch mit dem Kaifer nach Bamberg zurück.
Als er aber, wohl mit schwerem Herzen, sein Bamberg verließ, um end⸗
gültig nach Rom zu übersiedeln, erkrankle er auf der Reise und starb
am 9. Oktober 1047 im Thomaskloster am Fluüßchen Aposella in der
Grafschaft Pesaro. Sein zweiter Nachfolger Papst Leo IX. wieder ein
Deutscher, Graf Bruno von Dagsburg, geboren zu Egisheim im Elsaß
1002, Papst seit 1049, erfüllte den letzten Wunsch Suidgers und ließ den
Leichnam nach Bamberg zu ehrenvoller Bestattung überführen.
Beschreibung des Steinsarges
Über die Herstellung und Errichtung des Grabes fehlen geschichtliche
Nachrichten. Die kunstgeschichtliche Beurteilung obliegt der Kunftwissen—