quadrat anstößt, stützt sich auf eine Konsole, die als Menschenkopf ge⸗
ftaltet ist. Das Antlitz ist jugendlich; doch eine Schlange kommt beim
linken Ohr heraus, geht beim linken Muͤndwinkel hinein, kommt aus
dem linken Nasenloch heraus, krümmt sich unter daͤs Kinn, um beim
rechten Mundwinkel hinein, zum rechten Nasenloch heraus und in das
rechte Ohr zu schliefen. Diese komplizierte Arbeit hat gewiß Grund und
Bedeutung Vergleichen wir sofort die entgegengesetzte Konsole in der
nördlichen Anstoßecke. Wieder ein Menschenkopf Etovotny, Abb. 8), der
durch Furchen entstellt ist. Das Vorkommen solcher in parallele Falten
zerlegter Gesichter an anderen Orten, besonders in der Normandie,
schließt eine Bedeulungsabsicht an dieser Stelle nicht aus; gerade der
Hinweis auf die Ahnlichkeit dieses Kopfes mit der Kopfkonsole der
Shängesäule westlich vom Südfenster, sowie auf die Faltung des Ge—
uchtes über dem Ostfenster legt den Schluß auf Verwaͤndtschaft der Be⸗
deutung nahe, Verwandͤtschaft mit dem Teufel. In Bezug zur Konsole
der Südseite ist auch hier ein Mensch zu verstehen. Dort ein lebendiger
Mensch in der Sünde, frei nach Pfalm 57, 5: „Ihre Bosheit (die der
Süunder, Vers 4) ist gleich dem Wuͤlen einer Schlaͤnge; gleich einer tau⸗
den Natter, die ihre Ohren verstopft, daß sie nicht hoͤre die Stimme der
Beschwörer“. Es ist also der verstockte Sünder gemeint. Das Thema
der füdlichen Bildfläche nebenan ist die Sünde. Der Konsolenkopf auf
der Rordfeite, dem Teufel ähnlich, ist das Bild eines verdammten
Menschen; nebenan ist die dem Teufel gewidmete Bildfläche. Wer mag
da noch von losem, unsinnigem Spiel der Ornamentik reden?
Die Kapitelle der vier Hochsäulen
Die Kapitelle der vier Hochsäulen, die die Bildflächen einschließen,
dienen zugleich als Stützen am Rundbogenfries. Die Säulen selbst sind
ohne Verzierung.
Das südwestliche, erste Kapitell zeigt an den Ecken Reste von zwei
Menschenköpfen. Deutlich exkennbar ist, daß Haupthaare und Bärte in
Zöpfe geflochten und daß Haarzöpfe ebenso wie die Bartzöpfe mitten
zwischen den Köpfen gegenseitig verflochten sind. Dieses Ineinander—
flechten von Haaren und Bärten bedeutet ein Verflochtensein in ge⸗—
meinfame Sünde (Schottentor, S, 45). An der südlichen Emporenstütze
im Oberraum der Burgkapelle St. Margarete in Nürnberg ist die
gleiche Verflechtung, was hier erwähnt wird, weil es sich ebenfalls um
die füdwestliche Säule haͤndelt. Wiebel, Haar und Bart in der
romanischen Plastik, Bayerischer Heimatschutz, München, 30. Ig., 1934,
Seile 14, ff). Süden, die Seite der Hitze und Leidenschaft, wird gewählt
Fur Darstellung des Sündenlebens Vergi. die oben besprochene Kopf⸗
konsole, nebenan im südwestlichen Anstoßwinkel).
Das südöstliche Kapitell ist lediglich aus Blattwerk gebildet. Es hat
hier in der Zuscmmenftellung die Bedeutung einer Palmkrone, Para—
dies, Himmel, Sieg ansagend, Gedanken für Süden und Osten.
Das nordöstliche Kapitell trägt zwei Köpfe nebeneinander, die bär⸗
tig und einander sehr ähnlich sind. Undeutlich ist im jetzigen Zustand,
wie die Bärte zusammengehen mit den Ornamenten, die unter ihnen
hervor nach beiden Seiten in die Höhe streben. Unter dem östlichen Kopf
ist es ein flügelartiges, in Voluten endigendes Gebilde; am westlichen
Kopf sind es Stricke oder Arme, die an die Deckplatte reichen, dazwi—
schen auf dem Schaftring Blattornament. Die Verschiedenheit der Dar⸗
stellung beabsichtigt, auf ein verschiedenes Los hinzuweisen. Der östliche
Kopf wird emporgetragen, der westliche festgehalten. Man kann denken
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