Rücken. Die andere Seite ist mit Pflanzenornament versehen, unter
dem ist wieder der bergende Bogen, die Höhle der Unterwelt. An die—
fen Kämpfern ist der Bär der wilde Jäger, er hat die Rolle des Todes
ibernommen; denn Tod und Teufel sind jener alten Auffassung gleich—
hedeutend; noch heute denkt das Volk nichts schlimmes dabei, wenn es
statt „gestorben“ sagt: „den hat der Teufel geholt.“
Als Bogenanfänger sehen wir einen Maͤnnerkopf mit langem Bart
und einen Mann, der auf einem Knie kauert und mit der rechten Hand
feinen langen Baͤrt hält, ein beim Barte Schwörender (s. Schottentor),
den wir hier für einen Meineidigen erklären dürfen.
Der Zwischenpfeiler zeigt nach Norden in der oberen Zone das
Kreisband mit Schrattengatter, das Dämonen bannt, Hexen abwehrt.
In der unteren Zone wird ein durch den Ringelschwanz deutlich ge—
zeichnetes Schwein von zwei Löwen (2) in den Rücken gebissen, die
selbst von zwei in den oberen Ecken ers cheinenden Hundsköpfen in ein Hin⸗
lerbein gebissen werden. Das Schwein bedeutet die Unkeuschheit, die
Löwen und Hunde die Teufel, die um die Beute raufen.
Auf der Südfläche dieses Pfeilerkämpfers ist in der oberen Zone
Kreis und Gatterornamentband, unten zwei Drachen, die gegen die
oberen Ecken gewendet nach Masken beißen, die die Spitzen der Dra—
chenschwänze mit den Mäulern festhalten, wieder Unfriede in der Hölle.
Am erften Säulenkämpfer gegen Noroen, unten festgeklemmt in den
Palmettenbogen wie in eine Falle, beißen sich zwei Hunde jeder in sein
Borderbein, in Wut, weil sie nicht mehr loskommen. Die Südseite
nimmt ein großer, begopfter Kopf ein, der Fische einfrißt, soviele, daß
sie ihm zu den Ohren herauskommen. Das ist die Unterwelt, lacus, in
den alles Wasser, alles Leben zusammenfließt, aus dem alles Wasser,
alles Leben kommt.
An der Nordseite des zweiten Säulenkämpfers werden zwei durch
den buschigen Schwanz kenntliche Füchse von unten her von einem
Zunde in ein Hinterbein gebissen; da gelingt keine Flucht. Auf der
Südfläche sind vier Gesichter zusammengefügt, so daß, von oben gesehen,
nur vier Augen notwendig sind. Aus den vier Nasen gehen starke
Rauchwolken aus, vielleicht deutet dies Monstrum den Feuerpfuhl, den
Mittelpunkt der Hölle an.
Wir fiehen vor dem westlichen Eckpfeiler. Im nördlichen Kämpfer—
dild ringen zwei Menschen (MMann und Fraud die Köpfe sind frei er—
gänzt!) zwischen einem Löwen und einer Löwin, die je ein Bein eines
der Ringenden vensnen Sie sind mitten im Streit oder in der
Sünde vom Tod erfaßt worden.
Ein Bogenanfänger des besprochenen Joches, eine Sitzfigur, deren
Kopf falsch'ergänzt ist, erinnert an den berühmten antiken Dornaus⸗
zieher. Wir sehen in ihm einen Gefangenen der Unterwelt. Solche
sitzende Mäunnchen mit überschlagenen Beinen, auch sich mit einem
Fuße beschäftigend, sind nicht selten. Nennen wir nur St. Stephan—
Wien, Jak in Ungarn, Weißendorf (vgl. Karlinger, Romanische Steinpla—
stik in Altbayern und Salzburg, Abb. 141). Ohne die antike Vorlage
konnte diese Stellung um 1200 vft genug beobachtet werden, um ein
Bild der unendlichen Langeweile in ewiger Gefangenschaft zu geben.
Der Eckpfeiler an der Umbiegung des Kreuzganges zum Südgang
bezeichnet den Westen, die Gegend des Gerichts. Das mittlere Kapitell
der gegen Westen vorgestellten Säulen zeigt die namentlich an West—
sfeiten üblichen Gerichtsadler. Sie sammeln sich, sind in Bereitschaft,
nach der Gerichtsverheißung Matth. 24, 28: „Wo ein Aas ist, da ver—
sammeln sich die Adler (S Geier)“.
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