absicht und Symbolik des Reiterbildes könne nur Gedanken enthalten,
die der Heiligkeit des Ortes innerhalb des Domes, am Eingange zum
Chorraume, so nahe den Geschehnissen der Liturgie entsprechen, müsse
also ausgesprochen christlich und heilig sein. Denn unvorhergesehene
Umstände haben die Aufstellung am jeßzigen Platze verursacht.
Den Eindruck einer Freifigur konnte das Reiterbild nicht erwecken,
so lange ein Lettner den Ostchor verdeckte. Der Reiler konüte nicht in
den Chor einreiten, er ritt gleichsam einer Mauer entlang. Der Kopf
des Pferdes ragte nicht über die Pfeilerkante in eine offene Raumtiefe.
Erst die Beseitigung des Lettners und die Anlage von Treppenauf—
gängen, zuletzt die Veränderung von 1937, haben wie das Raumbild
überhaupt, so besonders den Eindruck des Reiterbildes neugzeitlich um—
gewandelt. Des Reiters überwältigende Monumenltalität war ur—
sprünglich nicht vorhanden und wahrscheinlich nicht beabsichtigt.
Beschreibung und Urteile
Eine Königsstatue vom Nordquerschiff der Kathedrale in Reims
wird als Vorbild bezeichnet, an das sich der Bamberger Meister gehal—
ten habe; die Ahnlichkeit beschränkt sich auf das Jugendliche im Antlitz,
die Krone, die seitlich hängenden Locken und das Halten oder Anspan—
nen des Mantelriemens mit der Hand. Kunstgefchichtliche Erwägungen
bei Seite lassend, könnte man dieses Bild für eine flache Nachbildung,
eine Übersetzung ins —A—6 halten, so urdeutsch und selbständig,
so überragend ist das Werk des deutschen Meisters in Bamberg.
Der Reiter auf dem edlen Rosse, an sich die erhabenste Erscheinung
heldenhafter Mannheit, ist hier ein Bild, das den Beschauer wider
standslos in seinen Baun zieht. Doch die Gedanken und Empfindungen,
die erwachen, werden je nach der Beobachtungsgabe und den Voraus—
setzungen des Einzelnen verschieden sein. In den Beschreibungen von
Dehio, Mayer, Kröber, Hamann, Lützeler ua. erfcheint der Helod in läs⸗
sig vornehmem Sitze, mit frei und ftols getragenem Haupte, den Blick
aus der Rittrichtung, umschauhaltend, herausgewandi. Er trägt kein
Schwert und keinen Panzer, wie man es von einem königlichen Helden
erwarten sollte. In seiner Linken mag nach Bruchreften in der Hand
und an der Schulter ein Zepter gewesen sein; wie er den Mantelriemen
hält, ist höfische Gebärde. Der — wohlerzogene Reiter zeigt welt⸗
liche Eleganz, einfachen angeborenen Adel; er ist eine jugendfrohe sieg⸗
friedhafte Gestalt. Das Pferd ist nach Dehib gut beobachtet; nach andern
allerdings etwas steif, leblos, zaghafi, aber doch von edler Rasse. Es war
dem Meister nur „Thron des Königs“, in der Ausführung des Ganzen
ist es nebensächlich behandelt, es soll die Aufmerksamkeit'nicht auf fich
ablenken (Beenken).
Das herrliche Antlitz des Reiters wird gebührend bewundert; was
aus ihm abgelesen wird, davon einige Proben: „Jugendlich-hochgemute,
tatenfrohe Gesinnung“ (Mayer); „Feinfühligkeit, Zartheit und Milde,
Herzensgüte“ (Kröber); Sinn für Freude und Ferne; der Reiter ist
„von staunender Ehrfurcht ergriffen“ (Mayer); er ist fromm, „ein wahr⸗
haft heldisches Antlitz!“ (Schebler). Damit vereinbart sich schwerlich, daß
„trotz aller Offenheit des Blickes ein schmerzlicher Zug durch sein Ant—
litz geht, die zusammengezogenen Stirnfalten eine Willensaktion zei—
gen, die sich aufse in en Punkt konzentriert; der Blick ift in die Ferne
gerichtet, voll beherrschter Leidenschaft, eine magische Kraft geht von ihm
aus“ (Kröber). Andere erkennen „heftige Wallungen, die kaͤum bezähmt
werden, flammende Augen“ (Beenken), trotzige Lippen, einen über—