y6
Die Lindwurmkämpfer der Heldensage
schon zur Hälfte von einem Drachen verschlungen ist, zu Hilfe eilt,
indem er den Drachen angreift. Den Baseler Drachenbekämpfer hat
man schon frühe als Dieterich von Bern gedeutet in Verbindung mit
einer ganz bestimmten örtlichen Sage. Das Schildzeichen des Er—
retters sei ein Löwe und dies weise mit Sicherheit auf Dieterich von
Bern, der damit „für Deutsche des Mittelalters ebenso bestimmt be—
zeichnet war, als wenn man den Griechen einen Helden zeigt in der
Cöwenhaut und mit der Hydra kämpfend“.66) Es finden sich dort am
Münster zu Basel vier ähnliche, zusammengehörige Darstellungen.
Auch die drei andern stellen Kämpfe vor: hier gegen Bären, Cöwen
und Wisente.
Abb. 19. Bogenfeld in Altenstadt bei Schongau; Dieterich von Bern rettet Sintram.
Nach einer Zeichnung von Bezirksbaumeister A. Stuhlfauth.
Obwohl die kämpfenden Ritter durchaus die Bewaffnung und
Tracht ihrer Zeit tragen, obwohl zwei davon, wie erwähnt, sogar
Wappen auf dem Schilde führen, sollen sie doch, nach Paul Ganz,
Geschichte der heraldischen Kunst in der Schweiz 1899, „den sieg⸗
reichen Streit der christlichen Kirche gegen die Ungeheuer der Sünde
und des Unglaubens verbildlichen“. Das scheint mir genau so wahr—
scheinlich — aber auch so unwahrscheinlich — wie daß der Dichter
des Hohenliedes nur die Heilswahrheiten der Kirche gemeint habe,
wenn er die Haut und die Gestalt und die Augen der Geliebten
besingt. An der Peterskirche in Straubing und an der Michaelskirche
in Allenstadt bei Schongau finden sich auf zwei Bogenfeldern Dar—
stellungen ganz ähnlicher Art.67) Ein großer Cindwurm hat einen
é6) Wilhelm Wackernagel, Die deutsche Heldensage im Lande der Zãähringer
und in Basel; in Moritz Haupts Zeitschrift für das deutsche Altertum, Bd. 6. 1848,
* i86f Abbildung des Straubinger Steinbildes bei Sighart, Geschichte der bildenden
Künste im Königreich Bayern, S. 186, des Altenstädter Steinbildes in den Kunst—
denkmälern des Aßniagreichs Bavyern.