Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

102 Die Lindwurmkämpfer der Heldensage 
ist die Bekämpfung eines CLindwurms durch einen Reiter dargestellt. 
Dieser Reiter ist nicht etwa der hl. Michael; dieser ist zweimal an 
demselben Eingang in einem Türsturz und noch einmal darüber an 
der Wand dargestellt; aber beidemal zu Fuß in feierlicher Haltung 
and mit Slügeln, also in der vorgeschriebenen Gestalt. Der ritterliche 
Cindwurmtöter ist also vermutlich Dietrich von Bern. An den anderen 
heiligen Cindwurmtöter, an Georg, ist nicht zu denken, schon allein 
um deswillen, weil man einen andern Drachenheiligen nicht gerade 
in Wettbewerb und Vergleich stellen wird an einer und derselben 
Kirche mit deren besonderem Namensheiligen. Die zahlreichen kleinen 
rechteckigen Felder, aus denen die äußerste Rundung sich zusammen— 
setzt, sind mit kleinen Flachbildern bedeckt, von denen ein großer TCeil 
sicher irgend etwas erzählen will, wenn auch andere wieder aus 
bloßer Freude an der Zier ihren Gegenstand gewählt haben mögen. 
Rechts unten finden sich vier verschiedene Kämpfe zwischen Mann 
und Tier. Links u. a. drei gleiche Gestalten (Schicksalsschwestern )); 
ferner einer, der in ein Horn bläst, während ein Erschlagener vor 
ihm liegt und von hinten ein Dritter sich naht: Roland bei Ronzeval? 
Line Seejungfer, mit Fischschwänzen als Beinen, deren Flossen⸗ 
enden sie mit beiden Armen nach oben hält, kommt häufig vor; 
auf gotischen Bodenfliesen im Züricher Museum; an der geschnitzten 
Holztüre der Stiftskirche in Altötting, am Gewände der Kirchentür 
in Biburg, als Wappen eines Nürnberger Geschlechts. Nach A. 
Goldschmidt, Albanipsalter (8. 83), ist die Sirene ein Bild der Ver— 
führung zum Sinnengenuß, „sowohl nach der Bibel (Jesaias XIII, 
22) als nach der Sage des Odysseus“. Moritz von Schwind hat sie 
als Wappen des Melusineturms verwendet. Der KRentaur kommt 
verhältnismäßig häufig an christlichen Kirchen vor, so an der 
Johanneskirche in Gmünd, an einem Eingang im Schloß Tirol, 
am Mainzer Dom und anderweit, und der Kentaur kann ja freilich 
nur auf antiken Ursprung zurückgehen, soweit wir wissen. 
Das Tor des Pfarrhofs in Remagen zeigt den Meerbewohner 
mit den aufgebogenen Flossenbeinen ausnahmsweise männlich. Es 
treten hier noch mehrere Wesen mit Fischleib auf; dann u. a. ein 
berittener Jäger mit Horn und Hund; eine Sau mit säugenden 
Ferkeln; ein Königskopf auf einem merkwürdigen Fahrzeug von 
zwei Untieren gezogen; dies letztere Bild wie das entsprechende 
im Chorumgang des Münsters in Freiburg wird gedeutet als 
Alexander der Große auf der Fahrt durch den Weltraum, nach dem 
mittelalterlichen Alexanderroman. 
An den Schranken des Kanzelaufgangs in der Franziskaner— 
kirche zu Salzburg findet sich, etwa aus der Zeit der salischen
	        
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