Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Gottesurteile 
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Kaiser, in rotem Trienter Marmor die künstlerisch sehr schöne Dar— 
stellung eines Ritters, der unter einem drachenähnlichen Untier 
liegt, ihm aber das Schwert von unten in den Bauch gestoßen 
hat; das Schwert ist abgebrochen. Auf dem Rüssinger Stein in Speyer 
Abb. 22. Türsturz von Rässingen; Ofalzisches Museum in Spever. 
stößt auch eine unter einem Drachen liegende menschliche Gestalt 
dem Drachen ein Schwert in den Ceib. Man hat den Rüssinger 
Stein als eine Darstellung aus der Siegfriedsage gedeutet. Das ist 
freilich sfehr wenig sicher; die beiden letztzgenannten Denkmäler können 
auch ganz allgemein einen Menschen im Kampf mit feindlichen Ge— 
walten irgend welcher Art darstellen wollen. 
8. Gottesurteile. (Zürich; Naumburg.) 
Riteruihe Kämpfe sind vielfach an christlichen Kirchen dar— 
gestellt; u. a. in Andlau an der Rlosterkirche und in Zürich 
am großen Münster. Man hat, weil man anders keine kirchliche 
Deutung finden konnte, auch hier zu den verstiegensten, sinnbildlichen 
Deutungen vom Kampfe gegen die Leidenschaften und gegen die 
Sünde gegriffen; auch wenn solche Deutungen dem Augenschein, 
schon wegen der völligen Gleichstellung der Kämpfenden — wäh— 
rend sonst, wo jene Sinnbildlichkeit sichergestellt ist, auch immer die 
Mächte der Sünde und die des Beils deutlich verschieden gebildet 
werden —, ferner wegen der Seittracht, offensichtlich lebhaft wider— 
sprachen. In Zürich ist der Kampf „mit so besonderen Zügen aus— 
gestattet, daß man sogar an die Widergabe eines geschichtlichen 
Vorganges denken könnte“ (Heinrich Bergner, Kirchliche Kunstalter⸗ 
tümer 5. 5060). Ich glaube diese Kampfdarstellung — siehe die 
umstehende Abbildung — restlos erklären zu können und zwar 
allerdings als einen geschichtlichen Vorgang, wenn dieser sich auch 
noch nicht zeitlich und örtlich genau festlegen läßt. Es handelt sich
	        
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