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St. Oswald - Wodan
Bart, und trug eine Palme und einen Stab in seiner Hand, und sah
aus als ob er ein Waller wäre. Da sprach der alte Mann, ich bin
ein Weissager und sind mir zweiundsiebzig Länder bekannt. Du hast
einen redenden Raben an Deinem Hof zwölf Jahre erzogen. Der
erwürbe Dir die Jungfrau. Darnach hieß sich St. Oswald den
Raben bringen, da wölle er nicht zu ihm fliegen; da sprach der alte
Mann: Gott der Allmächtige schickt Dir ihn schier her, und alsbald
flog der Rabe vor den alten Mann auf den Tisch und sprach zu ihm
zütlich. Da sprach St. Oswald: Nun habe ich Dich zwölf Jahre
gehabt, daß ich Dich nie also menschlich habe reden hören; damit
verschwand der alte Mann“ (Nürnberger Heiligenbuch von 1488).
Der neueste Herausgeber des Oswaldliedes75) faßt seine Ergeb⸗
nisse bezüglich des Münchener Oswald folgendermaßen zusammen:
„Beda erzählt, daß der nordumbrische
König Oswald die Heiden bekämpft
habe; bei dem Legendenschreiber
Reginald (1105) erscheint eine wunder⸗
barer Rabe ... dazu der sprechende
Vogel und der berühmte Heidenkönig
harun al Raschid; das sind . . . die
Bestandteile, die . . .so. . spielmännisch
zu einer Handlung . .. vereinigt wer—
den, indem ein sprechender Rabe, wie
einer der heidnischen Vögel, die dä—
monische Werber⸗ und Helferrolle
Alberichs übernahm. . . Als Heimat
und Abfassungszeit gab ich den Bann—⸗
kreis von Aachen und die siebziger
Jahre des 12. Jahrhunderts an. Dieses Gedicht wurde bis 1188 in
eben jener Gegend christlich umgearbeitet.“
Auf einem in Wendel in Upland gefundenen Helmbeschlagstück
trägt der eine der Raben, die den Reiter begleiten, auch einen
Ring im Schnabel, wie auf dem oben abgedruckten Holzschnitt des
Königs Oswald aus dem Nürnberger Heiligenbuch von 1488. Der
Reiter mit den Raben und der Schlange soll sicher (ogl. Oscar Mon—
telius, Kulturgeschichte Schwedens) Wodan, oder vielmehr, da das
Stück nordgermanischer Herkunft ist, Odin vorstellen.
„Der Kelch, den St. Oswald auf Bilderwerken in der Hand
führt, ist eben Odins Minnebecher“ (J. N. Sepp, Die Religion der
alten Deutschen s. 30).
15) Georg Baesecke, Der Münchener Oswald, 1907; derselbe, Der Wiener
Mswald, 1912.
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Ubb. 26. Odin. Beschlagstück von einem helm,
gefunden in Upland in Schweden.