Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der reitende Gott 
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Jupiter; weder pflegt Jupiter in römischer Kunst zu reiten, noch 
erscheint er mit der Canze bewaffnet.“ Dragendorff a. a. O. „Jedes 
Kultdenkmal, das wir bei uns finden, ist in erster Linie nicht ein 
Denkmal römischen sondern einheimischen Glaubens. Nicht Herkules 
ist germanischer Gott, sondern Donar ist römischer Gott geworden.“ 
„Das Merkur-Heiligtum in Finthen wurde ohne Zweifel auch von 
den Germanen verehrt. Ebenso geht der MarsVNemetona⸗-Tempel in 
Kleinwinternheim auf ein vorrömisches Beiligtum zurück.“ 
Die neueste und sorgfältigste Untersuchung über die Jupiter— 
Gigantensäulen (Friedrich Hertlein, Die Jupiter-Gigantensäulen, 
(910) hat die vorhandenen Denkmäler dieser Art vollständig zu— 
sammengestellt und glaubt ihr Vorkommen räumlich bestimmt um— 
grenzen zu können. Der Verfasser schreibt die Jupiter⸗Gigantensäulen 
einem bestimmten germanischen Stamme, den Trevirern, zu. Die 
Trevirer waren von ursprünglich germanischer Herkunft, wenn sie 
auch mit den benachbarten Galliern in enger Berührung, und daher 
von keltischen Sitten beeinflußt waren. Tacitus sagt (Germania, 
Kap. 28) von den Trevirern, ähnlich wie von den Nerviern, sie 
eien übermäßig stolz auf ihre behauptete germanische Abstammung, 
um sich durch das vornehmere germanische Blut möglichst abzuheben 
oon den Galliern und ihrer Untüchtigkeit (Inertia); sie seien aber 
tatsächlich nicht mehr rein germanischen Bluts.s) Hertlein sieht in 
den Jupiter⸗Gigantensäulen die anderwärts als Irmensäulen über— 
lieferten germanischen Kultbilder; er findet in dem Reiter den 
Himmelsgott, in dem tragenden Schlangenfüßler ein Bild der Erde. 
Die Richtigkeit dieser Behauptung bleibe zunächst dahingestellt. Wohl 
aber darf man als sicheres Ergebnis der Forschung jetzt betrachten, 
daß die Jupiter-Gigantensäulen im wesentlichen nordische, also ger— 
manische und vielleicht keltische, aber nicht römisch⸗antike Vorstel⸗ 
lungen wiedergeben. Ein so vorsichtiger Forscher wie Dragendorff 
schreibt: „Wenig tief hat im Grunde die Romanisierung das eigent— 
liche Volksleben berührt. In vollem Umfang ist der alte Volksglaube 
lebendig geblieben, ungehindert durch den Glauben und die Kultur 
der neuen Herren des CLandes.“ Auffällig — weil nicht aus römischer 
Überlieferung zu erklären — ist, daß die Gruppe des sogenannten 
Jupiter mit dem sogenannten Giganten ausnahmelos auf einer 
Säule steht. Man hat auf die große Mainzer Jupitersäule hinge— 
So ist die Stelle wohl zu verstehen, mit Hertlein am angeführten Ort, 
5. 58; nicht so als ob Tacitus die Überlieferung von der germanischen Abstammung 
der Trevierer überhaupt als eine Einbildung aufgefaßt hätte. Auch die Gallier 
sollen früher einmal kriegstüchtig gewesen sein, sagt Cäsar (Gallos duoque in bello 
Horuisse audivimus 
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