Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

40 
Der reitende Gott 
etwa die Dioskuren und später die Göttin Epona, die gut für Pferde 
ist; auch sie reitet nur Schritt und im Damensitz von der Seite. Für 
den Säulenreiter dagegen ist, wie Hertlein nachgewiesen hat, scharfe 
Gangart des Pferdes und zwar überwiegend Linksgalopp kenn— 
zeichnend. 
Karl Körber sagt in der Mainzer Zeitschrift, Jahrgang 6, 191: 
Die in den Jahren 1909 und 1910 gefundenen römischen und früh— 
chhristlichen Inschriften: „Aber wo wurde Jupiter jemals reitend und 
noch dazu in römischer Feldherrntracht, wie es bhier meist der Fall ist, 
dargestellt ?“ 
Körber legt großen Wert darauf, daß auf der 1910 neugefun— 
denen Mainzer Gigantensäule der Gigant auf dem Rücken liegt und 
daher „nicht als ein dem Gotte untertäniger, ihm getreuer Riese 
oder Elbe aufgefaßt werden könne“. Das wäre ja allerdings wichtig 
und wäre ausschlaggebend gegen Hertlein. Ist aber, ohne daß wir 
uns der Hertleinschen Ansicht anschließen, das ganz vereinzelte Vor— 
kommen dieser Stellung wirklich beweisend, wenn weitaus die meisten 
Denkmäler dieser Art die andere Lage haben. Daß die Vorstellungen 
über die Art dieses Gottes durcheinander gingen und nicht gerade 
einwandfrei lehrsatzmäßig festgelegt waren, ist ohnehin sicher. So 
konnte auch ein einzelner Steinmetz oder der einzelne Bauer, der das 
Denkmal in seinem Hofe aufstellte, eine ketzerische, mehr römische oder 
mehr germanische Auffassung von diesem Gotte haben. Man kann 
dabei auch denken an die oben erwähnte, ebenfalls ganz ungewöhn— 
liche Stuttgarter Säule mit dem fahrenden Gotte, aus Weißenhof, 
Mberamt Besigheim. 
So entscheidet sich auch Friedrich Köpp, Die Römer in Deutsch— 
land, 8. 1460: „Richtiger haben zweifellos die geurteilt, die, wie 
hettner, nicht nur den Schlangenfüßler, sondern auch den Reiter in 
germanischen Gedankenkreis verwiesen. Klipp und klar wird die 
Deutung niemals sein, weil eben die zugrunde liegende Vorstellung 
auch nicht klipp und klar war. Es darf gegen die Deutung des Rei— 
ters als Wodan nicht angeführt werden, daß dieser sonst in der Ge— 
stalt des Merkur erscheint. Denn diese Gleichungen sind schwankend. 
Aber man wird doch auch mit der Deutung auf Wodan gewiß nicht 
auskommen. So wird man bei den Wiederholungen bald an diesen, 
bald an jenen Gott bei dem Reiter vorzugsweise gedacht haben.“ 
Dazu füge ich nur hinzu, daß von den germanischen Haupt— 
göttern eben nur Wodan in der Volksvorstellung zu Rosse sitzt und 
in heftigster Gangart reitet (Wuotan leiten die Sprachforscher von 
wüten ab); sowie weiter, daß er die CLanze führt. Das Führen der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.