Der reitende Gott
151
dragoner von Hohenfriedberg unter seinem Rittmeister Heros von Borcke in Rumänien
ein ganzes Bataillon CLateiner gefangen nahm; das war affensichtlich noch eine
Wirkung des Nimbernschreckens vom Jahre 1085 vor Christi. „Urältestes bewährt
aufs neu“.
Und dieses Regiment, eines der ruhmreichsten Regimenter der ruhmreichsten
Armee der Welt mußte, nach so unerhörten Heldentaten, bei Nacht und Nebel heim—
lich in seinen alten Standort Pasewalk einrücken, weil ihm, während die Männer
draußen kämpften, die im Rücken der deutschen Front wirkenden Verbündeten des
Vielverbands inzwischen Staat und Vaterland und Ehre geraubt hatten.
Wann wird diese schauerliche Meintat an den Candesverrätern so gerächt sein,
daß wenigstens die gefallenen Belden Ruhe finden in ihren Gräbern.
Neben der Südtür der Johanniskirche in Gmünd, aus dem
Ausgang der Staufenzeit, ist ein Reiter mit der Canze in Flachbild—
nerei dargestellt. Er wird unten noch zu besprechen sein, wo von
Darstellungen des wilden Jägers die Rede ist (vgl. unten Abschnitt 18).
In Hornhausen bei Oschersleben ist der berühmte Reiterstein
des hallischen Museums für Vorgeschichte gefunden worden. „Das
einzige bisher bekannte Steindenkmal der Völkerwanderungszeit auf
dem Gebiet des freien Germaniens“, nennt es Professor Hahne im
Fführer durch das Museum, Halle 1918. „Er stammt von der Stelle
eines Skelettfriedhofs auf dem Saalberg bei Hornhausen und rührt
wie weitere Bruchstücke ähnlicher Steine wahrscheinlich von einem
Grabaufbau oder ⸗-umbaiu her. Es stellt einen Reiter mit langem
haar ohne Helm dar, mit großem Knebelspeer, Schwert und rundem,
mit dem Drehwirbel gezierten Schild, auf einem auffallend großen
Pferd, vielleicht dem Wodansroß, das die gefallenen Helden nach
Walhöll holt.s2) Unter dem Reiter bildet eine vielfach und in stark
zusammengedrückter Mäanderform gewundene Schlange den Erd—
boden, der das Roß trägt. Die Schlange, die in der Erde und nach
der Volksmeinung von Erde lebt, ist ein Sinnbild der Erde (vgl. oben
Abschnitt 4, die Gestalt der Erde am Regensburger Schottentor).
Die Schlange ist dem Wodan heilig; sie ist am Boden vor dem Rosse
abgebildet auf dem in Wendel in Upland gefundenen Beschlagstück
mit dem Reiter und den Raben, das sicher Wodan vorstellen soll.
Sie findet sich auf der bei Forrer, Reallexikon der prähistorischen,
klassischen und frühchristlichen Altertümer, Tafel 264, Fig. 5, ge⸗
brachten Erzscheibe mit dem Reiter, die oben sS. 1453 zu erwähnen
war und vermutlich ebenfalls den Wodan vorstellen soll.
) Hhans Hahne, Provinzialmuseum für Vorgeschichte zu Halle; „Der Stein
ist offenbar als Mauersiein beim Bau einer an dieser Stelle früher befindlichen
Kapelle benutzt gewesen, ebenso wie die andern Bruchstücke, unter denen sich Reste
eines zweiten Reiters und zweier Jagdszenen mit Hirschkuh und Hund, einer
religiössen Darstellung, befinden“.