176
Gnomen und Kobolde
gestellt. Die einheimischen Dämonen dagegen werden, wie die obigen
Beispiele zeigen, wenn man sie schon nicht mehr fürchtet, doch noch
mit einem gewissen Humor dargestellt, der der Ciebe nicht ganz entbehrt.
Es wird unten, Abschnitt 23, das Teufelchen an der RKapelle in
Oberwittichhausen besprochen werden. Es ähnelt dem Teufelchen an
der mehrbesprochenen Johanniskirche in Gmünd, das einen durch
den Spitzhut gekennzeichneten Juden holt. Die beiden Kirchen stam—
men auch ungefähr aus der gleichen Zeit, aus den Ausgängen der
hohenstaufen. Die künstlerische Form des Teufels hält sich lange;
eins der ausgebildetsten, mit allen Scheußlichkeiten ausgestattetes
Stück muß auf einer Tafel Michael Pachers in Augsburg dem hei—
ligen Wolfgang das Gebetbuch halten.
Ob nicht die sinnreiche und rührende Sage vom großen Christoffel,
dem Riesen, der sich Bäume ausreißt, um einen Wanderstab zu haben,
dessen Riesenkraft aber schwach wird unter der Cast der überlegenen
sittlichen und geistigen Macht, des Kindleins, das er tragen muß, auch
eine Erinnerung birgt an die alte Göttersage, an die Thursen und
Riesen. Es scheint ein allgemein kennzeichnender Zug der Entwick—
lung zu sein, daß die verdrängten Gebilde von einer bestimmten
Stufe ab, auf der die Furcht vor ihrer Macht, zu schaden, schon im
Schwinden begriffen ist, nun lächerlich gemacht werden (vgl. oben).
Das begegnet auch hier beim großen Christoph. „Es ist,“ schreibt
Renard in den Bonner Jahrbüchern, Beilage zu Heft 124, 1917, von
dem Christophorus in Hohensolms bei Wetzlar, „nicht mehr der
ungeschlachte, etwas komische Geselle, den das 15. Jahrhundert
aus ihm gemacht hat“.
Ob nicht — es soll hier gerade nur die Vermutung geäußert
werden — auch das Auge Gottes, das sich häufig am Kirchen-
gewölbe findet als ein Auge, nach rückwärts zusammenhängt mit
dem einen Himmelsauge und dem deshalb einäugigen Himmels—
gott Wodan. In den Bonner Jahrbüchern 1886 ist ein merkwürdiger
Ffund abgebildet und von Schaffhausen beschrieben. Ein sechzig
Millimeter großes Kreuz von gebranntem weißem Ton, auf dessen
Mitte sich ein großes, mit Strahlen umgebenes Auge befindet.
Es ist gefunden zwischen römischen Scherben, die Bücheler nach
den Buchstaben des Herstellungsstempels auf frühe Kaiserzeit ge—
schätzt hat. 101)
ioij Wahrscheinlich würde man sie jetzt genauer bestimmen können, nachdem
Dragendorf und andere die Kenntnis dieser Dinge so sehr gefördert haben. Schaaff-
hausen fügt dem hinzu: „Das vorliegende Kreuz, dessen unterer Balken abgebrochen ist
und länger gewesen sein kann, ist wohl für ein christliches zu halten. Dann hätten
wir hier eine Vereinigung eines christlichen mit einem heidnischen Symbol, wie eine
colche auch sonst und zumal in Glaubensfachen nachweisbar ist.“ Schaaffhausen stellt