Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Die drei Schicksalsschweftern 
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14. Die drei Schicksalsschwestern. (Worms.) 
m Wormser Dom steht an der Nordwand des südlichen Seiten— 
J schiffs über einem Altar ein Steinbild. Es stammt aus dem 
Sergkloster vor der Stadt. Das Steinbild, verhältnismäßig spät, 
aämlich aus gotischer Zeit, stellt dar die drei Jungfern Einbede, 
Warbede, Willibede, deren Namen zweimal darauf angebracht 
iind. Die katholische Überlieferung, vergleiche auch das Stadler— 
sche Heiligenlexikon, weiß sehr wenig von den dreien. Sie sollen 
im Gefolge der heiligen Ursula unter den UO00 (oder 11) Jung- 
frauen (II M. — U Martyrn statt U Mille) gewesen sein und auf 
der Rückreise in Straßburg zurückgeblieben sein zur Pflege der er— 
krankten, später heiligen Aurelia. Dort sollen sie ein gottseliges 
Ceben im Dienst der Armen geführt haben. Von einem Martyrium 
weiß das Stadlersche Heiligenlexikon nichts; obwohl, nachdem im 
17. Jahrhundert ihr angebliches Grab in Alt St. Peter in Straß— 
burg aufgefunden worden war, sie dort als Märtyrerinnen galten. 
In Bayern, 3. B. in Schildthurn, Bez.-Amt Eggenfelden, in 
Schlehdorf, Bez⸗Amt Weilheim, werden Ainbeth, Barbeth, Wil— 
beth als Pestheilige verehrt (Sulzbacher katholischer Kalender, 1861). 
Die Wormser Ortssage berichtet auch von einem Martyrium 
der drei Jungfern; sie seien Töchter des Burgundenkönigs gewesen 
und von den Hunnen Attilas erschlagen worden. Das Burgunder— 
reich am Rhein ist ja trotz seines kurzen Bestehens im eigentlichen 
Deutschland durch deutsche Sage so vielfach verherrlicht. Übrigens 
auch in der deutschen Heiligenlegende, die ja einen wesentlichen 
Teil dieser Sage bildet. Dem heiligen Sigismund, König vor Bur— 
gund, ist die höchst merkwürdige Kapelle in Ober⸗Wittichhausen, 
Ureis Mosbach, geweiht; und „die thebaische Legende ist eine roma— 
nische katholische Sage über die geschichtliche Tatsache, daß und wie 
die arianischen Burgundionen, denen im Jahre 445 die Candschaft 
Sapandia (Savoyen) von Reichs wegen eingeräumt worden war, 
sich der dortigen Römerchristen durch militärische Massennieder— 
metzelungen zu entledigen versucht hatten“. 
Die drei Jungfern Embet, Warbet, Wilbet haben als göttliche 
Wesen nun sicher ebenfalls einen älteren Stammbaum. Simrock 
a. a. O. 5. 345) bringt die mittlere, auch als Borbet überliefert, 
mit dem alten keltischen Namen von Worms, Borbetomaqus, zu— 
sich den Anhänger als ein Abwehrmittel gegen bösen Blick vor, und er denkt nur 
an römisches Beidentum. Die Forschung hat inzwischen erkannt, daß sich trotz dem 
römischen Decknamen unter der Bevsölkerung der von den Römern besetzten Gebiete 
kehr viel mehr nordische Glaubensvorstellungen gehalten haben, als man früher annahm. 
Jung, Germanische Götter und Belden.
	        
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