Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Die drei Schicksalsschwestern 
Nationalmuseums aus Polling mit drei Köpfen eine vorchristliche 
Darstellung der drei Schwestern erkennen. Von einem Verehrungs⸗ 
bild der drei Schwestern in Leutstetten, Bezirksamt Starnberg, be— 
richtet Franz Paul Sauner, Münchens Umgebung in Kunst und 
Geschichte, folgendes: „An der Südwand in einer Nische ein drei— 
teiliges Gemälde mit den drei gekrönten Jungfrauen St. Ainpet, 
Berbet und Firpet, 1645. Diese drei Jungfrauen waren bis ins 
8. Jahrhundert bei uns viel verehrt und die Wöchnerinnen weihten 
ihnen als Votivgaben kleine Wiegen aus Holz, Wachs und Silber. 
Ihr Kult liefert einen Beweis, wie durch den taktvollen Einfluß der 
Missionäre heidnisch⸗bajuwarische Sagen in christliche Legenden um— 
gewandelt werden konnten.“ „Noch im U. Jahrhundert findet sich in 
der Pfalz der heidnische Kult der drei Nornen, die das Schicksal 
der Menschen lenken“ (Denk-Weiß, Unser Bayerland, 5. 57). Die 
Bielgestaltigkeit dieser Schicksalsgöttinnen, ihre vielen verschiedenen 
Namen entsprechen der nordischen Überlieferung von den Nornen. 
In der Gylfaginning der Snorra Edda heißt es: „Unter der Esche 
am Brunnen steht ein Saal, und aus diesem kommen drei Jung— 
frauen; sie heißen Urd, Werdandi und Skuld und wir nennen sie 
Nornen. Übrigens gibt es noch mehr Nornen, die zu jedem neu— 
geborenen Kinde kommen und ihm sein Schicksal schaffen; die 
einen sind von göttlichem Geschlecht, andere vom Elfengeschlecht und 
noch andere vom Geschlecht der Zwerge“ (Ubersetzung von Hugo 
Gering). 
„Die Mütter, matronae, sind immer wieder andere Individuen 
sozusagen. Man verehrt nicht die Mütter, sondern seine Mütter. 
So erklären sich Beinamen wie patriae, domesticae ... die ganzen 
Stämme haben ihre Mütter; matres Suebae. Tréeverae (Dragen⸗ 
dorff). 
Die eingehendste Schrift über die Verehrung der Matronen (Max 
Ihm, Der Mütter- oder Matronenkultus und seine Denkmäler, Bonner 
Jahrbücher, Bd. 83) verneint einen Zusammenhang der ebenfalls 
cegelmäßig zu dreien auftretenden Muttergottheiten mit den drei nor⸗ 
dischen Schicksalsschwestern; aber den Zusammenhang dieser mit den 
römischen Parzen nach rückwärts und den Heiligen Embett, Warbett und 
Willebett nach vorwärts hält sie auch für sicher; gerade auf Grund 
der Wormser Denkmäler; daß bei Worms ein den Parzen geweihter 
Altar gefunden wurde; daß Bischof Burchard von Worms noch 
im U. Jahrhundert ausdrücklich vor ihrer Verehrung warnt; daß 
die Kirche einen christlichen Ersatz durch jene drei sonst nahezu un— 
bekannten heiligen drei Schwestern gerade hier für nötig hielt. 
„Hast du geglaubt, daß jene Wesen, die das Volk Parzen nennt,
	        
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