Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Der wilde Jäger 
Er war oben in ähnlichem Zusammenhang zu erwähnen, daß die 
Bauern dort auch das Wort Wode noch mit Himmelserscheinungen 
in Verbindung bringen; als es geblitzt hatte, sagte einer, in der 
Richtung des Blitzes deutend, „da ist er naus“; auf die Frage: 
wer, antwortete der Bauer: „Der Wode“. 
Grimm bringt Nachweise, daß die uralte von Wodan kommende 
Sage vom wilden Jäger in der weiterdichtenden Volksseele sich an 
oerhältnismäßig junge geschichtliche Gestalten anhängt; an den 
RKodensteiner, an einen General Grafen Sparr, ja selbst an Friedrich 
den Großen. 
Die sagenbildende Kraft des Volksgeistes ist natürlich auch heute 
noch lebendig und wird fortfahren, ihre liebsten Helden mit den 
in vorgeschichtlich⸗vorchristlichen Tiefen des Volkstums noch weiter— 
wirkenden Vorstellungen vom heldischen Götterkönig Wodan zu 
oerbinden. Der Alte mit dem Schlapphut Wodans, der im Sachsen— 
walde hauste und in treuer Sorge seinem Volke warnende Weisheit 
raunte, die freilich nicht befolgt wurde, ist uns allen, die wir ihn 
doch noch erleben durften, schon jetzt zur Sagengestalt geworden, 
von übermenschlichen Maßen. 
Der Glaube an den Kaiser, der nur schläft im Kyffhäuser oder 
im Untersberge und der wiederkommen wird, um die Not seines 
Volkes zu wenden, war der Ausdruck der Not, in der schrecklichen, 
der kaiserlosen Zeit des Interregnums nach dem Tode FSriedrich II. 
von Hohenstaufen. Wie lange wird es dauern, daß unser Volk in 
der furchtbaren Not der kommenden Seiten die frühere Glanzzeit 
und ihre Helden so heiß herbeiwünschen wird, daß es schließlich 
an ihr Wiederkommen glaubt. 
Tim Klein setzt in seine ausgezeichnete Zusammenstellung von 
Urkunden aus dem Leben des großen Kanzlers folgende Stelle aus 
Sidney Whitmans Tagebüchern und überschreibt sie 
Odin. 
„Als sich der Zug Hhammermühle näherte, der kleinen Eisen— 
bahnstation für Varzin, sah ich aus dem Fenster und bemerkte durch 
den Nebel einen ungewöhnlich groß aussehenden Reiter. Er trug 
einen breitrandigen schwarzen Filzhut und schwarzen Überrock. Er 
richtete sich im Sattel auf und ritt in scharfem Trabe in der Richtung 
des Zugs auf einem Fußpfade unter den Bäumen hin.“ 
Wie werden wir in den kommenden Seiten der Volksnot zu 
Bismarck beten lernen und die Untreue des deutschen Volks gegen 
ihn und seinen Rat bereuen. Das ist nicht lästerlich; der heilige 
Ulrich, der erste amtlich heilig Gesprochene, 993, war ein Graf von 
Dillingen und Kyburg, ein tüchtiger Verwaltungsmann und Bischof,
	        
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