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Deutsche Denkmälerforschung
Aber abgesehen davon ist ja die äußere Beherrschung der Natur,
die sogen. „HFivilisation“, in der natürlich der Süden weiter fort—
geschritten war, nicht ausschließlich ausschlaggebend für den Rang
eines Gemeinwesens in geistig sittlicher Hinsicht, für seine „Kultur“.
Es ist doch unverkennbar, mit welcher Achtung Tacitus vielmehr
gerade in dieser Richtung von den Germanen spricht. Es ist keines⸗
wegs die herablassende Art, mit der etwa heute der kulturmüde
Europäer von den glücklichen Inselbewohnern der Südsee und
ihren einfachen Zuständen spricht; Tacitus fürchtet vielmehr schon
die organisatorische Kraft der Germanen. „Denn deutsche Frei—
heit ist stärker als des Arsaces Königtum“. Und er setzt seine Hoff—⸗
aung allein auf die deutsche Eigenbrödelei und die deutsche Uneinig⸗
keit; wie Lloyd George in der geheimen Kabinettssitzung vom Früh⸗
jahr 1917: „Deutsche können nur durch Deutsche besiegt werden“.
Cäsar berichtet von der Boden⸗ und Sozialpolitik der germa—
nischen Fürsten, die ein Eindringen der Geldwirtschaft in ihre
naturalwirtschaftlichen Gemeinwesen (Gallischer Krieg IV. J. 2.) und
eine allzu große Ungleichheit der Vermögen zu bekämpfen suchten.
Gallischer Krieg VI. 22).
Wir wissen von der Ausfuhr westfälischer Schinken, von Seife,
von Gelduber Rübchen nach Rom. Martial erzählt, daß man in
Rom mit deutscher Seife sich die Haare blond färbte, und blonde
Perücken aus Deutschland trage. Caracalla bemühte sich wie ein
Deutscher auszusehen; zunächst freilich um seinen deutschen Garden
zu gefallen. Aber jene allgemeine Neigung, germanischem Aussehen
sich zu nähern, hat sicherlich tiefere Beziehungen. Die Mode, die
äußere Form des Auftretens in Körperpflege und Tracht, bedeutet,
wie R. W. Emerson beobachtet hat, immer eine mehr oder minder
bewußte Nachahmung dessen, was einem beeindruckt, was man für
höher hält, was man gern sein möchte. Man ahmt nie den nach,
den man für niedriger hält. Die deutschtümelnde Mode des
kaiserlichen Rom war eine unbewußte Verbeugung der damals
chon in Rom magßgebenden sprisch⸗italischen Mischlinge vor den
nordischen Menschen.
Bronzezeit noch einmal zu gebrauchen und ohne damit die so bezeichnete Stufenfolge,
besonders deren genau zeitliche Abgrenzung, schlechthin anzuerkennen. Ein Muster—
koffer: nämlich in zwei im Moor trefflich erhaltenen halbrunden Hälften eines durch-
schnittenen Baumstamms, die aufeinander passen, sind Bohlräume ausgeschnitten,
in denen wie bei dem ausgefütterten Behälter für ein ärztliches Besteck, verschiedene
erzene Gebrauchsgegenstände, männlicher und weiblicher Gebrauchsbestimmung, liegen;
diese Sachen zeigen keinerlei Gebrauchsspuren und können, schon wegen der großen
Derschiedenheit ihrer Zweckbestimmtheit, nicht etwa für den Gebrauch so zusammen⸗
gestellt sein. Es kann tatsächlich, wie der Gegenstand im Stettiner Museum auch
bestimmt ist, nur der Musterkoffer eines Geschäftsreisenden sein und gehört doch ohne
Zweifel Zeiten an, die wir üblicherweise als vorgeschichtliche zu bezeichnen pflegen.