Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der Wettermacher Donar—St. Peter 
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Inntal erhebt sich ein frühromanisches Kirchlein; weit entfernt von 
allen menschlichen Siedlungen, auf einem hohen und steilen Berg. 
Ein ungefüges Petrusbild schmückt die Westseite der gegen 1200 
nach Dehio) erbauten Kirche. Hier kann man ebenfalls mit Gewiß⸗ 
heit sagen, daß an dieser Stelle die Klosterzelle nur deshalb errichtet 
wurde, weil da früher eine heidnische Verehrungsstätte war. M. 
Fastlinger (Kirchenpatrozinien) schreibt dazu folgendes: Die münd— 
liche Überlieferung über die Entstehung einer Kirche, daß man die 
kKirche ursprünglich an einen anderen Platz hätte bauen wollen, 
am anderen Tage aber der Baustoff immer wieder am alten Platz 
gelegen habe, hat eine besondere Bedeutung. Der Kern solcher 
Sagen ist der: die Missionäre wollten die Kirchen zunächst lieber an 
anderer Stelle als an den heidnischen 
Kultstätten errichten, schon allein um des— 
willen, weil diese vielfach so entfernt von 
den Wohnstätten oder gar wie hier auf 
steilen Berghöhen liegen. Das Volk aber 
ließ nicht von den alten Stätten. So war 
man gezwungen, die heidnischen Opfer— 
plätze selbst zu christlichen Kultstätten zu 
wählen, wie Papst Gregor der Große den 
Abt Melitus auch ausdrücklich anwies.“ 
Von der Kirche auf dem Petersberg im 
Inntal geht eine solche Sage und der er— 
haltene Denkmälerbestand gibt noch eine 
Bestätigung. Am abgetreppten Seiten— 
gewände des Eingangs findet sich die 
nebenstehende Darstellung eines verkno— 
teten Hakenkreuzes, die sicherlich (vgl. 
unten Abschnitt 22) mit vorchristlicher Sonnen⸗ und Feuerverehrung 
zusammenhängt. Kennzeichnend ist, wie der christliche Bildhauer 
das Zeichen leicht verändert; hier durch die ohrenartigen Cappen 
am Ende der Kreuzarme. Dieses halbe Verhehlen entspringt einfach 
der Scheu, den Unhold unmittelbar zu nennen, weil dies ihn herbei— 
rufen könnte. Deshalb drückt man sich etwas verhüllt aus, doch 
so, daß dem Rundigen durchaus klar bleibt, was gemeint ist; vgl. 
oben Abschnitt 2, die verheblten Ziurunen des Schwertslocher 
Bogenfrieses. 
Nordgermanische Gelehrte glauben das Hakenkreuz im beson— 
deren auf Donar beziehen zu können; als das Zeichen des Feuer— 
gottes. Diesen Zusammenhang würde unser Hakenkreuz am Peters⸗ 
kirchlein bestätigen. Aber in Deutschland haben wir für die Be— 
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