Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der Wettermacher Donar —St. Peter 
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haltenen Stücke. Dehio will die Werke nicht für älter halten als 
zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts, entgegen der bisherigen An— 
setzung auf erheblich frühere Zeit. Die Flachbilder vom Petersberg 
werden auffällig wenig beachtet in der deutschen Kunstgeschichte; 
sie sind in der künstlerischen Art verwandt dem freilich auch recht 
oereinzelt dastehenden halberhabenen FSlachbild des Drachenkämpfers 
Michael und der beiden Heiligen von Hohenzollern. Man wird an 
spätantike Elfenbeinschnitzereien erinnert. Die Gestaltung ist bei allen 
geschmackvoll, aber sichtlich unfrei und nachahmerisch gegenüber 
einem Vorbild. Es wäre wirklich sehr merkwürdig, wenn Schöpfun— 
gen von so vollendeter künstlerischer Freiheit und Selbstherrlichkeit 
wie die Naumburger und Bamberger Bildhauereien wirklich nur 
durch den Zeitraum von rund etwa einem halben Jahrhundert von 
jenen Werken getrennt wären. Dehio setzt übrigens die Bildhauereien 
auf dem Hohenzollern um ein halbes Jahrhundert früher als die 
oom Petersberg bei Fulda. In unserem Zusammenhang beschäftigt 
uns aber etwas anderes. Der Hohenzollern, der halb Schwaben 
beherrscht, war sicher eine vorchristliche Verehrungsstätte. Hier hat 
der CLanzenschwinger und Seelenführer Michael den vorchristlichen 
Seelenführer und CLanzenschwinger Wodan ersetzt. Sinnbilder von 
bestimmter augenfälliger Form, hier die Canze, haben ungeheure 
Lebenskraft, wenn sie einmal im Volksgemüt eingewurzelt sind. So 
fromme Christen wie die Sachsenkaiser beten vor der Schlacht zur 
heiligen Lanze um Sieg und werden sich nicht bewußt, wie 
heidnisch das ist. Das Sinnbild des Schwerts, das zugleich dem 
Kriege wie dem Gericht eignet, bildet wahrscheinlich die von Jakob 
GHrimm nur vermutete Verbindung zwischen der Irmensul oder dem 
Siegesmal des Saxnot, Er, Ziun und der Rolandsäule oder dem 
Zeichen der Gerichtstätte (vgl. oben Abschnitt 6). 
Die christliche Kirche hat anfänglich das Anzünden von Kerzen 
zu gottesdienstlichen Zwecken bekämpft. Sie hat diesen Kampf später 
aufgegeben; die Vorstellung von der Heiligkeit des Cichts und des 
Feuers saß zu tief in den Gemütern. Es wird unten von dem Sinn— 
hild der sogenannten Lilie oder Kerze noch die Rede sein. Auf den 
fünf Steinbildern vom Petersberg bei Fulda halten die Maria und 
die beiden Könige eine Kerze oder Lilie hoch. 
Das Herrschaftszeichen der Könige, das Szepter, ziert überall 
diese Cilie. Es muß ein Sinnbild von sehr hohem Rang gewesen 
sein. Davon wird unten im Abschnitt 27 noch zu reden sein. 
Kirchheimbolanden liegt am Donnersberg, der sicher eine alte 
Verehrungsstätte Donars war. In Kirchheimbolanden steht eine 
dem St. Peter geweihte Kirche von alter Gründung, mit einem Turm
	        
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