Hakenkreuz und Sonnenrosse
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und Wodanscheiben (vgl. Abschn. 11), aber etwas schwerer im Erz,
das gleicharmige Kreuz, die Enden verbunden durch gezackte Kreis⸗
bögen; die Kreuzarme tragen als Verzierung eingeritzte Kreise,
genau wie vielfach auf den heidnischen Scheiben. Ich sehe in
diesem Kreuz geradezu die bewußte Verchristlichung des vorher
oom abgöttischen Priester bei gottesdienstlicher Handlung getragenen
Abzeichens. Beide werden auf der Brust getragen. — Das Kreuz
liegt in der Sammlung Schnütgen zusammen mit merowingischen
fundstücken, ist aber, wie erwähnt, sicher schon christlich.
Ahb. 96. Sammlung Rottweil.
Die eine Rottweiler Erzscheibe zeigt, künstlerisch sehr fein ver—
einfacht, die Umrisse von Pferdeköpfen als Haken eines
Hhakenkreuzes 137)
„Gerade bei der Sonnenverehrung“, schreibt Gustav Kossinna,
Der Goldfund von Eberswalde 5. 22, „spielt das Pferd neben dem
Wasservogel (Schwan) die größte Rolle“. Bei dem Hakenkreuz
aus Pferdeköpfen ist also die Beziehung zu religiösen Sinnbilderuü
zweifach und deshalb ist es hier bis zur Sicherheit wahrschein—
lich, daß diese Scheibe ein gottesdienstliches Heilszeichen, ein Amu—
lett, war und nicht ein bloßer Frauenschmuck. Dadurch wird nun
weiter die Meinung bestärkt. daß auch die vielen anderen Zier⸗
in Ludw. Sontheimer, Führer durch die Altertumshalle in Rottweil, 1913,
5. 10, „in feinem Sinne für das dekorative, so besonders das eine Stück mit den als
hakenkreuz umstylisierten Pferdekspfen.... frei von jeder Manieriertheit, wie sie
etwa die chinesische Tierornamentik oder die Verballhornung griechischer Zierstücke
durch die keltische CLatonekunst zeigt“.