Hakenkreuz und Sonnenrosse
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köpfen; mit fischähnlichen, mit vogelköpfigen Armen. In der man—
nigfachsten Weise werden die Grundformen abgewandelt und in
Linienspiel verändert. Ein Hakenkreuz aus Drachenköpfen bringt
Robert Forrer, sicherlich nach einem tatsächlich vorhandenen Urstück,
in der von ihm herausgegebenen vor⸗ und frühgeschichtlichen Fund—
tafel für Elsaß⸗Cothringen wieder. Eine aus Schottland stammende
Umgestaltung (Romilly Allan, Early Christian monuments) ver—
wendet ganze menschliche Gestalten als die Arme des Haken—
kreuzes. Mehrere Stücke einer Scheibe gleicher Art finden sich in
deutschen Sammlungen (Mainz, Augsburg, Stuttgart), auf der durch
zwei verschlungene Menschenleiber ungefähr das Bild eines aus—
sttrahlenden Kreises oder eines umgebildeten Hakenkreuzes mit sich
spaltenden Hakenarmen daroestellt ist: die zwei Gestalten rühren
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Abb, 113. Fundort Nierstein.
Uns CLindenschmit, Handbuch.
Abb. 114. Entwurf eines heutigen Känstlers
nach einem der ,Viersteiner Erzscheibe ähn⸗
lichen, etwas besser gearbeiteten Stück der
stuttaarter Sammlunqd.
mit den verschlungenen Armen und Beinen an den abschließenden
Reifen. Die obenstehende Zeichnung eines heutigen Künstlers
ucht durch Wiederannäherung an die Naturform das Gebilde
unserem heutigen Empfinden wieder etwas näher zu bringen.
Bei dem Urbild ist übrigens in diesem Fall, im Gegensatz zu einigen
ganz linienhaften Bakenkreuzformen, bei denen man eine Natur—
form wie Fischköpfe oder Vogelköpfe gerade nur noch ahnen
kann, doch außer jedem Zweifel, daß die Absicht vorhanden war,
ein Naturvorbild, nämlich die verschlungenen Menschenleiber, dar—⸗
zustellen. Auf dem goldenen Horn von Giallehus findet sich eine
ähnliche Bildung aus zwei ineinander verschlungenen Menschen⸗
eibern. In der Heilbronner Sammlung wird eine Zierscheibe aus
Menschenleibern aufbewahrt, desgl. in Köln, Wallraff-Richartz.
Es kann hier nicht die räumlich und zeitlich ungeheuer um—
fangreiche Frage nach der Verbreitung und Umwandlung des haken—