Hakenkreuz und Sonnenrosse
a67
Man hat in Nassenfels bisher die Überreste des nach der Masse der dort gefun—⸗
denen Altäre sicher vorhanden gewesenen römischen Lagers noch nicht finden können.
Das merkwürdige, aus großen Quadern gebaute Schloß etwas außerhalb des Ortes
Nassenfels ist, in seiner Gradlinigkeit und Regelmäßigkeit, ausgefprochen unmittel⸗
alterlich. Es birgt sicher römische Uberlieferung, wenn nicht überhaupt noch ein
Kömerbau unmittelbar zugrunde liegt. Maun wird an die mächtigen Türme der Stadt
der Quadersteine, eivitas quadratorum lapidum der mittelalterlichen Quellen. an das
nicht allzuweit entfernte Regensburg, erinnert.
In der Seemannschen Kunstchronik vom 15. Oktober 1920 wird ein mir derzeit
nicht zugängliches Buch von Karl M. Swoboda besprochen, Römische und romanische
Paläste. Darin heißt es: „In der Tat ist das Anrücken der Einzelbauten an die
Ringmauer ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal, das die mittelalterliche Burg ebenso
dem römischen Kastell annähert, wie es sie vom Wirtschaftshofe entfernt.“ Auf die
Burg Nassenfels trifft das allerdings zu. Sie fällt dem, der andere einheimische
Surgen kennt, eben deshalb sofort als fremdartig auf. Dort ist sicher solcher Einfluß
des früher dort vorhandenen römischen Kastells wirksam; vielleicht liegt, wie gesagt,
sogar eine unmittelbare Übernahme der ganzen Anlage oder wenigstens des Baustoffs
por. Im übrigen ist zu den Ausführungen Swobodas, der sowohl den mittelalter⸗
lichen Wirtschaftshof von der römischen Villa als die mittelalterliche Burg vom
römischen Kastell herleiten will, die Berwahrung des Berichterstatters sicher sehr an⸗
gebracht, daß „die Sache doch komplizierter liegen dürfte und man auch die vorrömischen
einheimischen Überlieferungen nicht ganz werde ausschalten können“. — Der Rund⸗
turm und die ringförmig angeordnete Bauanlage sind sicher einheimische Formen
Der ganze Holz- und Fachwerkbau, der doch bei den Burgen auch stark beteiligt ist,
ist nordisch-einheimisch, wie schon seine Fachausdrücke beweisen, die, im Gegensatz zu
vielen Fachausdrücken des Steinbaues, deutscher Sprachabstammung sind.
„Eine Weiterbildung der römischen Wartturmanlage, bei der der Wohnturm
in der Mitte eines viereckigen aufgeworfenen Hügels errichtet und zu dem letzteren
noch eine ebenfalls viereckige Vorbefestigung hinzugefügt wurde, begegnet auf west⸗
deutschem Boden nur bei den Normannenburgen am Niederrhein; alle übrigen Burgen
zeigen eine davon wesentlich abweichende deutsche Form“ (O. Lauffer, Deutsche Alter
tümer im Wandel der Jahrhunderte, 1920.
Eine den Eichstätter Gewandnadeln ähnliche sehr schöne Haken⸗
kreuznadel mit rundgebogenen Hakenarmen und dreiköpfigem, klee—
blattähnlichem Auslauf der Arme, bringt Beltz, Vorgeschichtliche
Altertümer Mecklenburg-Schwerins, Tafel 65.
Karl Helm, Altgermanische Religionsgeschichte (8. 170), hält
zwar die religiöse Bedeutung des Hakenkreuzes für sicher, die
Deutung als Sonnenbild aber noch für durchaus zweifelhaft. Ich
glaube durch den Nachweis häufiger Verbindung des Hakenkreuzes
mit Pferden seinen Zusammenhang mit der Sonnenverehrung sehr
viel wahrscheinlicher gemacht zu haben; da der Zusammenhang
der Rosse mit der Sonne durch den Wagen von Thrundholm, durch
die oben zusammengestellten Münzen und durch die Goͤttersage
verwandter arischer Völker erwiesen ist.
Ist aber das Hakenkreuz wirklich Sonnensinnbild, so ist damit
auch sehr wahrscheinlich, daß es aus nordischen Gegenden stammt,
und von da den Weg nach Indien und weiter gefunden hat;