Heidenkirchlein
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Erst dadurch, also nachträglich, ist der hl. Antonius mit der Kapelle
in Verbindung gebracht worden als Patron der Schweine und
Schweinezucht; wie das in einem übrigens aus unserer Feit stam⸗
nenden in der Kapelle aufgehängten Gedichtchen geschieht. Diese
Schutzherrschaft des hl. Antonius, des Abts, nicht des Antonius von
Padua, über die Schweine ist ja sehr widerwillentlich entstanden;
das Schwein neben ihm sollte ursprünglich nur die vielfachen An⸗
fechtungen des Heiligen durch die unreinen Triebe des Teufels be⸗
deuten. Später ist das völlig verwischt und die Beziehung des hl.
Antonius zu den Schweinen wird eine ganz andere und lediglich
Abb. 117. Wurmlinger Kapelle. Nach einer Zeichnung von Prof. Otto Ubbelohde.
Mit Erlaubnis des Verlaas Alexander Fischer in Täbingen.
freundliche. Die Antoniter widmen sich besonders der Schweine—
zucht; sie hatten in Würzburg das Vorrecht, ihre Schweine mit
einem Glöckchen am Halse frei umherlaufen zu lassen (Kichard
Andree, Votive und Weihegaben des katholischen Volks 5. 36).
Der jetzige Pfarrer des Orts hatte von seinem Vorgänger gehört,
daß der Opferstock der Kapelle immer recht ansehnliche Beträge
ergebe. Der neue Pfarrer ermahnte deshalb bei seinem Amts—
antritt den Mesner, er solle die Kapelle nur des Nachts immer gut
abschließen. Darauf erwiderte der Mesner, das habe sich geändert;
es sei jetzt fast nie mehr etwas im Opferstock; die Säuleute kämen
nicht mehr. Früher hätten die mit Schweinezucht und Schweinehandel
befaßten CLeute vor geplanten oder nach abgeschlossenen Geschäften