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Heidenkirchlein
ist ein dem Christen feindliches Tier; er führt die wilde Jagd an;
sowohl in Gmünd, als auf dem Michelsberg bei Cleebronn; als
an der Stirnseite von San Zeno in Verona, wo er, laut der aus—
drücklichen Inschrift, den arianischen König, Theoderich, in die
hölle lockt. Auf dem einen Stein von Hornhausen, im Halleschen
Museum für Vorgeschichte, der sicher vorchristlich ist, ist „Hirschkuh
and Hund, eine religiöse Darstellung“ (Hahne, Führer durch das
Provinzialmuseum für Vorgeschichte zu Halle) zu sehen. Der letzte
Stein der Wölbung, rechts, zeigt Zeichen, die meines Erachtens das
Hakenkreuz wiedergeben wollen; etwas verändert, wegen der Ge—
fährlichkeit des Zeichens, wie das Hakenkreuz im Gewände des
Donar⸗Peterskirchlein bei Brannenburg im Oberinntal (vgl. oben
Abb. 73). Daß das Hakenkreuz ein heidnisches, gefürchteles Ab—
zeichen war, halte ich für erwiesen durch das Bogenfeld in
Oberröblingen, wo es in unmittelbaren feindlichen Gegensatz zum
Lamm Christi gestellt wird (vgl. oben 5. 224). Daß es mit der vor—
christlichen Götterverehrung, und zwar vorwiegend mit der Sonnen—
verehrung zu tun hatte, glaube ich durch die Art seiner Verwendung
auf den alemannischen und fränkischen Zierscheiben erwiesen zu
haben, die sicher Heiltümer sind und wahrscheinlich Sonnensinnbilder.
Die Achatiuskapelle in Grünfeldhausen steht durch die Sage,
durch die Bauart und durch die Zeit der Erbauung mit der letzt⸗
erwähnten Kapelle in einem gewissen Zusammenhang, der auch
immer empfunden wurde. Sie liegt allerdings ganz anders, näm—
lich an einer sehr tiefen Stelle des Bachbetts, des Grünbachs; so
tief, daß sie vor der letzten Erneuerung bis zum Scheitel des Ein—
gangstor zugeschüttet war; innen und außen; durch den Bach—
schlamm. Das Kirchlein ist ganz neuerlich (im badischen Denkmäler—
verk, Band Tauberbischofsheim, 1898, vgl. oben, ist noch der alte
Zustand gegeben) sorgfältig wiederhergestellt. Die Kapelle ist acht—
eckig, mit einem angebauten, ebenfalls achteckigen Altarraum; aus
sorgfältig behauenen Kalksteinquadern, und sehr viel besser er—
halten als die Oberwittichhausener Kapelle; „aus der Blütezeit
des romanischen Stils“ (Denkmälerwerk). Der Grundriß der Kapelle
ähnelt, besonders in der Art wie der Chor sich an den Hauptraum
anfügt, der alten Hagbykirche bei Kalmar in Schweden; nur daß
bei dieser Hauptraum und Chor rund, nicht achteckig sind.
Das Denkmal selbst, künstlerisch höchst reizvoll, gibt hier keine
besonderen Anhaltspunkte für eine heidnische Vergangenheit der
Stätte. Aber derselbe alte Mann in Grünsfeld, der mir die Sage
von dem hammerschleudernden Riesen erzählt hat, erzählte mir
folgendes, was sehr einfach aus den Bauakten nachzuprüfen wäre.