Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Heidenkirchlein 
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Noch bis vor etwa drei Jahren, noch nach der vollendeten Wieder— 
herstellung, habe in der Mitte des Hauptraums ein merkwürdiger 
Aufbau gestanden, über Manns hoch, wie ein Altar, achteckig; in 
einer Seitenwand dieses Aufbaus eine halbmeterbreite Offnung. 
Der ganze Aufbau habe auf einer breiteren Platte gestanden, unter 
der viele Asche gefunden worden sei. Der Altar sei der Heiden— 
altar genannt worden. — Eine durchbrochene Altarmensa würde 
auf sehr frühe Zeit deuten; ebenso wohl auch die Stellung in der 
Mitte des Kapellenraums. — Um mehr Sitzraum in der Kirche 
zu gewinnen, sei dieser Aufbau vor einigen Jahren beseitigt worden. 
Ich kann die Angaben des Altsitzers in Grünsfeld derzeit nicht 
aachprüfen; ich kann nur versichern, daß ich sie nicht hervorgelockt 
haben kann, auch nicht unbewußt: von der Riesensage wußte ich 
damals noch gar nichts. 
Wenn die Grünsfeldhausener Kapelle wirklich im Zusammen⸗ 
hang steht mit der Oberwittichhausener, und wirklich schon vorchrist⸗ 
liche Verehrungsstätte war, wird sie mit dem Wasser zu tun gehabt 
haben. Aber ich wage keinerlei bestimmte Behauptung. 
Anders und sehr viel ergiebiger für die hier gesuchten Zu— 
sammenhänge liegt es bei der jetzt zu besprechenden Heidenkirche; 
bei der KRunigundenkapelle auf einer Anhöhe bei Burgerroth, 
zwischen Röttingen in Unterfranken und Aub. 
Die Kapelle liegt ganz einsam, eine halbe Stunde weit vom 
nächsten, übrigens ganz kleinen Ort. Sie ist ummauert; in der 
Ummauerung steht eine uralte Linde, die auf frühere Bedeutung 
des Orts als Versammlungsort und Gerichtsstätte hinweist. Die 
Uapelle liegt innerhalb einer vorgeschichtlichen Abschnittsbefesti⸗ 
Zzung, wie aus Scherbenfunden hervorgeht (Mitteilung des Pro⸗ 
vinzialkonservators Professor Hock in Würzburg, Kunstdenkmäler 
des Königreichs Bayern, Band Ochsenfurt). „Überall da, wo 
solche Funde in weiterer Umgebung allein an späteren altchrist⸗ 
lichen Kultstätten, zumal wenn diese noch in der Einsamkeit und an 
prominenten Stellen liegen, auftauchen, stehen wir mit größter 
Wahrscheinlichkeit auf ältestheiligem Boden“ (Rudolf Sillib, 
Der heilige Berg bei Heidelberg). Aber das erhaltene Denkmal 
jelbst spricht hier noch eine deutlichere Sprache. An dem Bau ist 
in Resten eine Außenkanzel erhalten. 146) „Die Rirche soll im Mittel— 
0) Auch an der schönen Berrgottskirche des unweiten Creglingen findet sich 
eine Außenkanzel auf einem hohen turmartigen Unterbau. Die Herrgottskirche ist 
in gotischer Zeit völlig neu gebaut. Aber sie liegt außerhalb des Orts und ist wohl 
sicher älierer Gründung. Außenkanzeln deuten auf Gottesdienst im Freien. Wo 
ein solcher in eingebürgerter Überlieferung besteht, liegt vielfach eine vorchristliche 
Erinnerung vor; wie 3. B. auf dem Christenberg bei Marburg in Bessen. der auch 
eine Außenkanzel hat.
	        
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