Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

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Tieropfer 
Friedrich Köpp schreibt, wo er von der bevorzugten Stellung 
germanischer Kulte im römischen Heer berichtet, die wahrscheinlich 
auf die Vorzugsstellung der equites singulares, das heißt der aus 
Germanen sich ergänzenden Garde zurückgeht (Köpp, Die Römer in 
Deutschland, s. 1449): „Auf germanischen Vorstellungen beruht es 
auch, daß jenen Göttern mit römischen Namen in den Weihungen 
der Germanen weit öfter, als bei den wirklich römischen Göttern des 
gleichen Namens der Fall ist, eine weibliche Gottheit zur Seite tritt.“ 
25. Tieropfer. (GBelsen, Oberröblingen.) 
De ebenerwähnte Steinbild und die Tierhäupter daneben, auf 
der Stirnseite der Belsener Kapelle, haben schon viele Deu— 
tungsversuche hervorgerufen.182) Daß diese christliche Kapelle die 
Stätte eines vorchristlichen Gottesdienstes einnimmt, wie auch eine 
alte durch eine Inschrift an der Kirche selbst schon für das 16. Jahr— 
qundert bezeugte Überlieferung will, ist sicher; auch daß der 
hier bestanden habende, später verchristlichte Gottesdienst etwas mit 
der Sonne zu tun hatte. Freilich ist dabei, zur Warnung vor allzu 
eiligen Schlüssen, hervorzuheben, daß jene alte Überlieferung nun 
neuerdings, seitdem sie Aufmerksamkeit erregt hat, von sich aus 
sagenbildend gewirkt und den Tatbestand entstellt hat. So bringt 
Wolf a. a. O. Bd. IS. 144 eine Abbildung, die dann von Krause, 
Trojaburgen Nordeuropas s. 202, übernommen ist. Diese Zeich— 
aung ist unrichtig, sie gibt drei Sonnenbilder auf der Stirnseite, die 
tatsächlich nicht vorhanden sind. 163) Auch daß die Lichtöffnungen der 
Kirche genau nach Ost und West und nach dem Höchststand der 
Sonne im Süden gerichtet seien, wie Wolf und andere nach ihm 
berichtet haben, stimmt nicht. Aber an beiden Kircheneingängen sind 
in auffälliger Weise Sonnenkreise eingemeißelt. Der eine Türsturz ist 
ja etwas des Erneuertseins verdächtig. Aber selbst wenn das der 
182) Schriftennachweis bei Gotthold Gundermann, Römische Bildwerke an 
der Belsener Aapelle. Fundberichte aus Schwaben, Heft 11, 1903. 
108) Ob sie völlig erdichtet sind, oder vielleicht doch auf eine ältere richtige Auf— 
nahme eines früheren baulichen Zustandes zurückgehen, ist nicht ganz einfach zu 
entscheiden. Zwar die Sonne unterhalb der menschlichen Gestalt muß erdichtet sein. 
Denn hier liegt noch der alte Bestand vor; aber der obere Teil der Stirnseite der 
UNapelle, je ein Streifen der Seiten und die Spitze des Dreiecks sind in neuerer Zeit 
nach einer Beschädigung durch Erdbeben oberflächlich im Stuck erneuert worden, dabei 
könnten auch Steine mit Bildwerk beseitigt worden sein. Freilich können auch in 
diesem Fall die zwei anderen Sonnen von der Wolfschen Abbildung nicht genau an 
der Stelle, wo die Zeichnung sie bringt, gesessen haben, wie der heutige Bestand 
noch erkennen läßt.
	        
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