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Sage und Sitte
Die Stelle bei Altötting, wo 912 die Bayern über die Ungarn
siegten, heißt heute noch das Mordfeld (Alb. v. Hofmann).
Ausgrabungen im Kölner Dom 1886 ergaben die genaue
Richtigkeit einer uralten und für rein sagenhaft gehaltenen Über—
lieferung des Volksmundes, daß in die Grundmauern des Doms
ein römischer Kanal einbezogen sei (Bonner Jahrbücher, Bd. 82,
886.
Eine alte Sage der Gegend berichtet, das Dorf Metze sei vor
uralten Zeiten eine ansehnliche Stadt gewesen. Reuerliche For—
chung hat sehr wahrscheinlich gemacht, daß Metze wirklich die
Stelle von Mattium, der Opfermahlstätte der Chatten, bezeichnet,
wo sie im Jahre 15 nach Christus von Germanikus überfallen
wurden (Tacitus, Annalen), vgl. Karl Heßler, Hessische CLandes—
und Volkskunde, Bd. Jl, 2. 5. 190.
Von der gewaltigen Steinsetzung des Stonehenge geht bei den
Umwohnern der Glaube, „daß, wer ein gutes Jahr haben wolle,
am Sankt Johannistage von Stonehenge aus den Somenaufgang
beabachten müsse“ (Willy Pastor, Altgermanische Monumentalkunst,
5. 311). Also es hat sich durch bald vier Jahrtausende im Volks—
nund die richtige Erinnerung erhalten an die Bestimmung dieser
Steinsetzung zur Himmelsbeobachtung und Sternkunde; was die
Wissenschaft erst ganz neuerdings wiedergefunden hat; der eng—
ische Sternkundige LCockyer berechnet in seinem 1906 erschienenen
Werk über das Stonehenge darnach das Jahr der Erbauung des
stonehenge auf 1685 vor Chr.
In Straßburg wurde noch zu unserer Zeit von der Kirche
St Aurelien erzählt, daß hier der Franke Arbogast begraben sei.
Robert Forrer fand bei Ausgrabungen vor einigen Jahren dort
tatsächlich reichausgestattete merowingische Gräber. Also die Über—
lieferung hatte die geschichtliche Tatsache, daß hier seinerzeit frän⸗
kische Vornehme begraben wurden, durch so viele Jahrhunderte
richtig aufbewahrt, wenn sie sich auch begreiflicherweise aus dem
volksmäßigen Bedürfnis nach Anschaulichkeit heraus einen bestimmten
Namen hinzugedichtet hatte.
Es hat sich herausgestellt, daß die in Deutschland zahlreichen
Höhen mit dem Namen Hausberg meist Spuren vorgeschichtlicher
Ansiedelungen tragen (Vobert Forrer, Reallexikon der vorgeschicht⸗
lichen Altertümer). Der Bergname ist wie gesagt häufig; ich er—
wähne den von Forrer noch nicht herangezogenen Hhausberg bei
Butzbach in Oberhessen mit umfangreichen Ringwällen und Siede—
lungsresten. Diese Überreste sind alle erst in den letzten Jahr⸗