Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Sage und Sitte 
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zehnten wieder entdeckt; aber der überlieferte Name hat die 
Tatsache, daß der Berg früher bewohnt war, über ein Jahrtausend 
lang treu bewahrt. In den hessischen Sagen, herausgegeben von 
J. W. Wolf, 18553, wird vom Hausberg erzählt, er sei früher 
bewohnt gewesen und ein alter heidnischer Gott habe dort oben 
zesessen; was also nun als zutreffend erwiesen ist. 
Bei Schloß Amboden, unweit Hasenpoth im Cibauischen Kreise, 
zing von einer bestimmten Stelle im Gelände die Sage im Volks— 
munde, daß dort Schätze vergraben seien. AÄußerlich war nur ein 
stark abgeflachter Hügel zu sehen, bei dem man künstliche Errich⸗ 
tung vermuten konnte. Der Besitzer des Schlosses, ein baltischer 
Edelmann, ließ schließlich graben und man fand sehr reich aus— 
zestattete Gräber aus der sogenannten Wikingerzeit; als die Nord— 
männer von Björkö her ihren Weg nach Süden durch diese Ge— 
zenden nahmen, die Düna hinauf, über die schmale Landbrücke zum 
Dnieper und dann diesen hinunter in die südlichen Meere. Hier ist 
wohl die richtige Nachricht einfacher so zu erklären, daß an dieser 
Stelle schon früher Einzelfunde gemacht worden waren. 
Robert Forrer (vgl. Anzeiger für elsässische Altertumskunde, 
Sept. 19160, 8. 81) berichtet noch von einem anderen merkwürdigen 
Fall außer jenem sogenannten Grabe des Arbogast. Es wurden 
ihm vor dem Beginn der Ausgrabung an den hügelgräbern von 
Rimsingen merkwürdige Besonderheiten von dem hier befindlichen 
angeblichen „Grab des Attila“ erzählt, der in einem goldenen 
Sarge liege mit einem Stein darauf. Tatsächlich war die Bestattungs⸗ 
art eine ganz ungewöhnliche, wie die Ausgrabung ergab, und ihre 
Besonderheit ließ sich ungefähr mit diesem Jahrtausende alten münd— 
lichen Bericht von der Leichenfeier in Einklang bringen. Also auch 
zier hatte die mündliche Überlieferung durch eine lange Reihe von 
Jabrhunderten etwas richtiges aufbewahrt. 
Der Hexen⸗ und Teufelspuk, der sich um den Brocken versammelt 
hat, hat sicherlich geschichtliche Unterlagen; daß nämlich die Nieder— 
achsen, denen die Franken so gewaltsam das Christentum aufge⸗ 
zwungen haben, in den spärlich besiedelten Gebieten des Harzes 
auch nach dieser gewaltsamen Bekehrung noch heimlich an abge⸗ 
legenen Stellen ihre heidnischen Feste gefeiert haben. „Mit dem 
Teufel, den sie fabeln, wollen wir sie selbst erschrecken.“ (Goethe).10) 
Die Altgläubigen benutzten die Angst der Christen vor den bösen 
Heistern, um Störenfriede von ihren Feiern fern zu halten. 
1s0) Wo hat Goethe diese Nachricht herd Daß er eine bestimmte Unterlage 
dafür hatte, scheint mir sicher. „Goethe wußte Alles“
	        
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