Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

30 Der Hain des Schwertgottes 
Kultus bezeichnen“; er leitet Dorla bei Fritzlar, auch Dorlar ge— 
schrieben, von Thurisloun, Riesenwald, ab. 
Dabei müßte aber genau ermittelt werden, wie die Ortsnamen 
im Volksmunde wirklich ausgesprochen werden. Die Amtsstuben 
sind in der Schreibweise vielfach sehr willkürlich und verständnislos 
verfahren; der hessische Berg Wissener oder Weißner ist durch 
einen falsch gelesenen Anfangsbuchstaben zum Meißner (!) gewor— 
den; der Name Vogesen ist aus verschriebenem Vosagus (Wasgau) 
entstanden. In Hessen liegt ein Ort, der Schummedewoog heißt, 
das heißt auf Schriftdeutsch schäumende Woge: von einem 
Wasserlauf. Die Kartenaufnahme verstand den mundartlichen 
Ausdruck nicht und verdeutschte ihn kecklich als Schönmattenwag! 
Ein Streifen Altwasser des Rheins bei Oppenheim heißt von 
alters die Arschkerbe; auf neuen Karten prangt er mit dem schönen 
Namen: die Eiskarpfe! Also gerade bei Ortsnamen wäre es wichtig, 
die lebende Form genau festzustellen, ehe man sprachgeschichtliche 
Folgerungen daraus zieht. Einige gröbliche „Verschönerungen“ der 
Amtssprache könnte man freilich sofort richtig stellen. Das frühere 
Amanaburg heißt jetzt Ohmeneburg, weil der Fluß Amana jetzt 
ebenfalls Ohm heißt. Die Amtssprache nennt den Ort aber 
Amöneburg. 
An der Kapelle in Schwertsloch befinden sich alte Bild— 
hauereien, die schon vielfach besprochen und beschrieben worden 
sind. Die meisten von ihnen sind in einem gefüllten Rundbogenfries 
d. h. also in den nach unten geöffneten Halbkreisen eines Rund— 
bogenfrieses, verteilt. Diese gefüllten Rundbogenfriese sind im 
übrigen Deutschland verhältnismäßig selten; sie finden sich z. B. in 
Königslutter, in Berchtesgaden. In alemannischen Landen sind sie 
häufiger; u. a. in Gmünd, in Faurndau, in Brenz, in Obersten⸗ 
feld, in Murrhardt. Die Kirchen von Faurndau, Gmünd und 
Brenz, die jene gefüllten Rundbogenfriese in reicher und zum Teil 
künstlerisch sehr hoch stehender Form aufweisen, stammen aus jener 
wundervollen baukünstlerischen Blüte, die Deutschland in der aus— 
gehenden Hohenstaufenzeit erlebte. 
„Geschmeidige Kraft, Fülle ohne Unruhe, leichter Sluß der 
ornamentalen Erfindung, schöne Sicherheit des plastischen Aus— 
drucks und vor allem ein unbeschreibbar bis auf den heutigen Tag 
nicht verflüchtigter poetischer Duft, dies zusammen lassen die Hohen— 
staufenzeit als die glücklichste in der Geschichte der deutschen Bau— 
kunst erscheinen“; Georg Dehio, KRunsthistorische Aufsätze 5. 21. 
Die Schwertslocher Bildnereien machen einen viel roheren und 
deshalb auch zunächst altertümlicheren Eindruck, als etwa die von
	        
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