Die Bandverschlingung
sehr gering; man kann die wichtigeren an den Fingern herzählen;
die drei mit den Heilszeichen oder Siegrunen, aus Müncheberg (in
Berlin), aus Kovel in Wolhynien (in Petersburg?) und die schon
für verdächtig gehaltene in Torcello, wozu Kossinna an der an—
geführten Stelle (Zeitschrift für Ethnographie, 1905, 5. 369);
noch einige weitere Beispiele von einfacher verzierten Lanzenspitzen
bringt. Es wird hier abgesehen von einer Entscheidung der Frage,
ob wirklich die bestimmte Verzierungsart auf eine bestimmte ger—
manische Völkergruppe, hier auf die ursprünglich nur sprachlich
bestimmte Gruppe der Ostgermanen, bezogen werden kann. Es
wäre wichtig, wenn der Begriff der Ostgermanen, den dann Müllen—
hoff aus den Nachrichten der antiken Geschichtsquellen auch nach
anderen geschichtlichen Merkmalen näher zu bestimmen versuchte,
nun etwa auch durch die Denkmälerforschung, durch Funde, be—
stätigt werden könnte. An anderen Stellen, wo reicherer Stoff an
zunden vorliegt, scheint eine Verbindung kunstgewerblicher Be—
sonderheit mit bestimmten germanischen Stämmen möglich; ja in
einigen Punkten schon sicher. Götze bringt in seinen gotischen Schnal⸗
len (Wasmuth, 1907) so einleuchtende Beweise für seine Behaup⸗
tung, daß eine bestimmte Art von Schnallen gotischer Herkunft sei,
daß man ihm wohl glauben muß. Die Langobarden jedenfalls
zeigen, wie schon erwähnt, eine ausgesprochene Eigenart in ihrer
Uunst wie sie ja im Gegensatz zu den Ostgoten und mit entsprechend
besserem Erfolg auch in ihren staatlich-gesellschaftlichen Einrich—
tungen der Väter Erbe entschlossener gegen die römischen Einflüsse
wahren. Das sogenannte Cangobardenkreuz (vgl. oben s5. 240) ge—
hört in dieser Gestalt nur den Cangobarden an. Wir sind, sagt
A. Götze a. a. O., über die Hinterlassenschaft der Langobarden
durch das Gräberfeld von Castel Trosino, durch das von Nocera—
Umbra, durch Funde aus der Gegend von Cividale und anderweit
sehr gut unterrichtet. Das Gräberfeld von Castel Trosino läßt sich durch
Münzfunde und andere Umstände zeitlich mit ziemlicher Genauig⸗
keit festlegen, nach Götze auf die Zeit von 578 bis 620 nach Christi
Geburt; also in eine Zeit, für die kein anderer germanischer Stamm
hier in Frage kommen kann.