Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Ausblicke 
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sondere Verführung in sich; nämlich daß man eben das Altertümer— 
sammeln als solches und um seiner selbst willen betreibt und dann 
leicht zu großen Wert auf die einzelnen kleinen Sammlungsgegen— 
stände legt; was Treitschke die „Mikrologie“ der geschichtlichen 
Schule der Rechtswissenschaft nannte. Theodor Mommsen (Röm. 
Gesch. 1854, Bd. l, 5. 84) spricht einmal von dem Grundsatz der 
Archäologen: „vorzugsweise nach dem zu forschen, was weder 
wißbar noch wissenswert ist . . . nach der Mutter der Hekabe, wie 
Kaiser Tiberius meinte“ 
Deshalb sei schließlich noch der Versuch gemacht, die unge— 
fähren Richtlinien und größeren SZusammenhänge anzudeuten, in 
die der Verfasser letztlich seine Beiträge zur deutschen Denkmäler— 
forschung sich eingliedern sehen möchte. Diese Ausblicke werden 
hier gemacht unter der ausdrücklichen Verwahrung, daß es eben 
nur Andeutungen sein können und daß sie ihren Gegenstand gerade 
nur bezeichnen, in keiner Weise erschöpfen können. 
Der in diesem Buch behandelte Stoff an Denkmälern hat 
seiner Art nach die nächstẽft Beziehungen zur Glaubensgeschichte; 
er berührk an einigen Stellen die Rechts- und die Sagen-, beziehent— 
lich Schrifttumsgeschichte; an andern Stellen auch die staatliche 
Heschichte Deutschlands. 
Das Verhältnis zur Kunstgeschichte ist naturgemäß noch enger, 
aber eben anderer Art. Die Runstgeschichte ist ja selber Denkmäler— 
forschung. Der Kunstgeschichtler beschäftigt sich aber nur mit den 
Denkmälern, die ihn künstlerisch reizen; die er für Runst hält. 
Die Kunstgeschichte kann schon ihren Gegenstand gar nicht ohne 
Werten und Auswahl umgrenzen. Es ist, wie aleich erhellen 
wird, nicht unwichtig, das zu betonen. 
Der Verfasser hat sich auch schon im Laufe der Einzelunter— 
uchungen stets bemüht, die größeren Zusammenhänge hervorzu— 
heben, denen seine Denkmäleruntersuchungen dienen sollen. Das 
wird manchen Leser gestört haben; schon wegen der Ichtümlichkeit 
Subijektivität) mancher dabei aufgestellten Auffassungen. Diese wird 
zlatt zugegeben; aber die mehr oder minder subjektive Wer— 
tungsgrundlage ist allen geschichtlichen Wissen— 
schaften wesentlich; ob nun Mommsen die Zeit der Antonine 
für eine der glücklichsten Zeiten des Menschengeschlechts hält und 
von diesem materialistisch-imperialistischen Standpunkte aus die 
Cäsarmörder und ihre Beweggründe sehr subjektiv beurteilt und 
verdammt; ob Treitschke von seiner entgegengesetzten Staatsauf— 
fassung aus, die lieber die Helden als die erfolgreichen Händler
	        
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