Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der Hain des Schwertgottes 
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auf die Bitte ihrer Tochter, der Königin Berta von Burgund nach 
Nenenburg gesendet wurden; diese seien die Schöpfer dieser Sinnes⸗ 
zeichen gewesen“ (Bonner Jahrbücher, Heft 88, 5. 153). Die Bau— 
hütten pflegten bekanntlich sehr alte und streng geheim gehaltene 
Überlieferungen, in denen sich sicher vorchristliche Erinnerungen 
bergen. 
Bloß um zu zieren, hätte der Künstler ganz gewiß andere und 
schmuckvollere Darstellungen gewählt. Im Zusammenhange mit den 
übrigen Bildern der Reihe, etwa gegenüber den stark gefüllten 
Halbbogen der Tierkämpfe, des Beters, wirken jene Lilien dünn 
und dürftig und bilden durchaus nicht eine als Raumwirkung jenen 
anderen Füllungen gleichwertige und entsprechende Zier. In Faurn— 
dau sind die Füllungen vom Rünstler offenbar sorgfältig abgewogen 
nach ihrer raumfüllenden Wirkung. In Schwertsloch dagegen ist 
dieser Gesichtspunkt völlig vernachlässigt. Die ganze Reihe in 
Schwertsloch macht den Eindruck eines Bilderrätsels oder einer 
geheimen Bilderschrift. Sie erinnerte einen Rechtskundigen an die 
bei Groß, Handbuch des Untersuchungsrichters, gegebenen Beispiele 
neuzeitlicher Gaunerzinken. 
Die menschliche Halbgestalt stellt einen Betenden dar und zwar, 
wie schon Eduard Paulus im württembergischen Denkmälerwerk 
hervorhebt, einen solchen, der in vor- und frühchristlicher Weise 
mit aufgehobenen, nach vorne geöffneten Händen betet. Unter den 
züllungen des Bogenfrieses der Kirche zu Brenz findet sich eben— 
falls wie in Schwertsloch ein äsender Vogel; ferner ein Krebs, eine 
Schildkröte, ein Hirsch. Aber in Brenz ist vieles „pernewert“ und 
daher Mißtrauen am Platz. 
Der Hauptgott der Alemannen war Siu; der Dienstag, der 
Tag des Kriegsgottes, des Mars, mit dessen Namen die Römer 
den germanischen Schwertgott benannten, heißt alemannisch Fiestag. 
Die Schwaben bezeichnet eine althochdeutsche Glosse als Ziuwaren, 
d. h. Marsdiener, Männer des Fiu.20) Die schwäbische Hauptstadt 
Augsburg heißt Ziesburg (Karl Simrock, Deutsche Mythologie 
5. 27. 
Aus „Tyrs Symbol“, dem Schwerte, erkläre es sich, daß die 
Rune, welche des Gottes Namen trägt, die Gestalt des Schwertes 
zeigt.?) J. Die auf Schwert weisende angelsächsische Rune ist offen— 
20) Anders deutet Cudw. Wilser den Beinamen Tiuvari; es bedeute: glänzende 
Männer; Wilser, Die Herkunft der Baiern, S. 13. 
2i) Nach Ernst Krause, Tuiskoland, S. 242, bedeutet die Ziurune nicht ein 
Schwert, sondern einen Pfeil, die ältere Waffe. Das Planetenzeichen des Mars, das 
genau in seiner jetzt noch üblichen Form schon auf einer vorgeschichtlichen Steinart 
in Upsala auftrete, sei das Bild von Pfeil und Bogen. 
Juna. Germanische Götter und Belden.
	        
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