Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der Hain des Schwertgottes 
bar aus der Rune für Tyr Mdifferenziert“ (Quitzmann, Die heid nische 
RKeligion der Baiwaren 5. 68; Simrock a. a. O. S. 273). Die um— 
gebogene Lilie und die gekreuzten Cilien des Schwertslocher Frieses 
haben nun eine große Ähnlichkeit mit dieser Kune, die auch so P über⸗ 
liefert wird. t; z; Tiu; Ziu. Die Umbiegung, Niederbeugung dieses 
Zeichens, seine Durchkreuzung durch das gleiche Zeichen, würde 
dann bedeuten, daß die Zauberkraft des feindlichen Gottes, des 
Unholdes, dadurch gebrochen, unschädlich gemacht werden solle; 
etwa so, wie im Volksaberglauben der falsche Schwur unschädlich 
gemacht oder der Fluch durchgeleitet wird, wenn der Schwörende 
gleichzeitig mit dem Aufheben der drei Schwurfinger die drei Finger 
der linken Hand heimlich nach unten streckt. Daß das Zeichen der 
Ziurune etwas verändert ist, spricht noch nicht gegen unsere Deutung, 
sondern wäre leicht zu erklären; sowohl aus der Absicht, die Ge— 
heimnisse zu verhüllen, wie auch aus der Scheu, aus der heraus 
man den Namen des bösen Geistes nur verblümt aussprechen will; 
z. B. den Teufel „Gott⸗sei⸗-bei⸗ uns“ nennt. Auch stehen die Schrift⸗ 
zeichen einer wenig verbreiteten oder gar geheim gehaltenen Schrift 
nicht so fest; erst recht nicht zu einer HZeit, in der diese Zeichen von der 
Kirche verpönt waren. Das war wohl damals der Fall; anders als 
noch im 6. Jahrhundert, als der Bischof von Poitiers, Venantius 
gfortunatus, einen Freund auffordert, er solle ihm seine Briefe doch 
in der Volkssprache statt lateinisch abfassen und mit Runen auf Bolz 
ritzen, statt sie auf Pergament zu schreiben. 
Uber die Haus⸗ und Familienmarken hat der Deutschrechtler C. 
G. Hohmeyer in zwanzigjähriger Arbeit einen gewaltigen Stoff zu— 
sammengetragen. In ihnen stecken vielfach Runen; ob und bis in 
welche Zeiten damit noch wirklich bestimmte Vorstellungen über deren 
Bedeutung verbunden wurden, bleibe dahingestellt. A. Schmidt, 
haus⸗ und Familienmarken aus dem Amt Vlotho, in den Ravens-⸗ 
berger Blättern, August 1908, bringt eine Reihe solcher Hausmarken, 
noch in den letzten Jahrhunderten in Gebrauch, von denen er mit 
Recht sagt: „Die Ähnlichkeit einiger Zeichen mit altdeutschen Runen 
ist unverkennbar.“ Vertreten sind unter den achtundzwanzig Marken, 
die Schmidt bringt, besonders die T-oSiu-rune, die Hagalrune und die 
N-rune 
„Daß die Hausmarke im deutschen Norden seit dem dreizehnten 
Jahrhundert mit der heidnischen Rune zusammentrifft und wirkliche 
Kunenzeichen enthält, ist durch zahlreiche und gewissenhafte Unter⸗ 
suchungen bestätigt“ (E. L. Rochholz, Deutscher Glaube und Brauch 
m Spiegel der heidnischen Vorzeit, 5. —176).
	        
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