Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der Hain des Schwertgottes 
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Auf einem andern Bogenfelde in Schwertsloch ist ein langhal⸗ 
siger Vogel abgebildet wie schon erwähnt. Dieser ist durchaus ähn 
lich einem Tier, das auf einem am Hadrians-Wall von nieder— 
deutschen Reitern gestifteten Altar des Mars Thingsus neben 
diesem steht. Diesen Mars hält man allgemein für den germanischen 
Ziu,22) den Vogel für eine Gans (Hoops, Reallerxikon). 
Man könnte bei diesem dreispitzigen Zeichen, das an der eben 
besprochenen Stelle durch ein gleiches gekreuzt ist, das an einer an— 
deren Stelle desselben Bogenfrieses mit am Boden liegenden Stengel, 
also offenbar absichtlich entzaubert erscheint, auch an die drei— 
flammige Kerze oder heraldische Lilie denken. Von dieser wird unten 
gezeigt, daß sie sicher eine vorchristliche Zauberbedeutung hatte. 
Aber das hier behandelte Dreispitzzeichen ist eben doch anderer Art, 
mit seinem langen schmalen Stiel und seinen sehr viel spitzeren, schlan⸗ 
keren Enden. Es wird um so sicherer mit diesem Zeichen hier etwas 
anderes gemeint sein, weil das andere Zeichen, die Flamme oder 
LCilie, in der üblichen Form ebenfalls an dem Schwertslocher Bogen⸗ 
fries sich findet. 
Der Steinmetz des 12. oder 13. Jahrhunderts, der diese Schwerts⸗ 
— 
daher auch vermutlich im inneren Einverständnis mit ihnen, wollte 
mit diesen Erinnerungen an den alten Gott, der früher an dieser 
Stelle hauste, ihn bannen; nicht etwa ihm heimlich huldigen. 
Man muß zwei Arten solcher Steindenkmale von vorchristlicher 
Beziehung unterscheiden; solche der eben bezeichneten Art, die den 
alten Gott nun als bösen Dämon bannen wollen; und andererseits 
solche Denkmale, die noch zur Verehrung der alten Götter geschaffen 
sind. Diese wurden dann zuweilen, soweit sie nicht absichtlich ver— 
nichtet wurden, später an christlichen Kirchen außen eingemauert, 
um sie so zu bannen; wie das als Bild des Slawengottes Svantevit 
gedeutete Steinbild zu Altenkirchen auf Rügen, das absichtlich ver⸗— 
kehrt eingemauert ist, so daß die Gestalt, die als stehende gemeint ist, 
nun auf der Seite liegt. An der Außenwand wurden die Dämonen 
eingemauert um so zu bekunden, daß sie vom Inneren der Kirche 
und von ihren Wohltaten ausgeschlossen waren. „Wo christliche 
KRirchen an die Stelle heidnischer CTempel traten, pflegte man, was 
sich von Götterbildern noch unzerschlagen erhalten hatte, außen einzu— 
mauern, wohl um den Sieg des Christentums zu veranschaͤulichen“ 23) 
ꝛ2) Abbildung nach Hoffory, Eddastudien; bei Krause, Tuiskoland, 5. 245. 
) An St. Agatha in Aschaffenburg sind einige kleine Bildhauereien eingemauert, 
die offenbar älter sind; sie wären einer näheren Untersuchung wert. Sie sind freilich 
sehr zerstört. Die Überlieferung bezeichnet sie als heidnisch; auch Mader im bayr. 
Denkmälerwerk. Bd. Aschaffenbura.
	        
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