Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der Hain des Schwertgottes 
In dem Schreiben des Patriarchen Maxentius von Aquileja an 
Karl den Großen über die Taufe25) heißt es ausdrücklich: „Denn du 
siehst ja, daß jene Heidengötter nicht Götter sind, sondern Dämonen.“ 
Daß sie sind, wird nicht bestritten. 
An der ,Kirche zu Tiefenort in Thüringen (vgl. Bau- und Kunst— 
denkmäler Thüringens, Heft 37 5. 6) findet sich ein Türsturz aus 
vorgotischer Zeit. Er zeigt in der Mitte ein Kreuz; rechts und links 
davon je zwei Gebilde, einer mehrblättrigen Palmbaumkrone oder 
einer Cilie ähnlich. Auch hier möchte man an verhehlte Ziurunen 
denken. Der Ort hieß früher Dieffeshart; Hardt heißt waldiger 
Berg und ist als Ortsname in Deutschland sehr häufig; der Harz, die 
hardt, sylva Hercynia (7); (vgl. M. Höfler, Wald- und Baumkult III 
hart); der erste Teil des Namens könnte mit Tiu zusammenhängen, 
dann hätten wir auch hier einen Hain des Schwertgottes.26) 
Das Wort „loch“ in Schwertsloch würde dem bei bavyerischen 
Ortsnamen sehr häufigen „lach“ entsprechen, wenn M. Höfler, Wald— 
und Baumkult, Recht hat, daß dieses „lach“ allgemein aus „lohe“ 
entstanden ist; urkundlich Perlach — 784 peralohe. 
In Keferlohe bei München findet Anfang September mitten im 
Wald noch heute ein großer Jahrmarkt statt mit ehemaliger Wall— 
falhhrt. „Da geht es keferloherisch zu“, ist eine Bezeichnung für den 
Ausbund von Roheit, Sinnlichkeit und Schwelgerei, die ja bei 
den heidnischen Festen zur Regel gehörten (Höfler). Die Ortssage 
führt freilich das Bestehen des Keferloher Markts nur auf die 
Niederlage der Ungarn vom Jahre 955 zurück; die in der Schlacht 
erbeuteten Pferde seien damals dort verkauft worden und daraus sei 
der berühmte Keferloher Pferdemarkt entstanden (Fr. P. Sauner, 
Münchens Umgebung in Runst und Geschichte 5. 285). 
Johann Nepomuk Sepp (Die Religion der alten Deutschen und 
ihr Fortbestand in Volkssagen, Aufzügen und Festbräuchen bis zur 
Gegenwart, München 1890) glaubt in dem Haberfeldtreiben einen 
Rest bajuwarischen Widerstandes gegen die volksfremden Glaubens⸗ 
hoten und ein altes germanisches Rügegericht erkennen zu dürfen. 
Der Haberbund war ursprünglich gegen die Verkünder des Christen⸗ 
tums gerichtet; daher stehen die Erben der alten Götter, Karl der 
Große für Wodan, an der Spitze. Daß der heilige Emmeran in Helfen— 
dorf uunfern Weyarn vom Erbprinzen Lambert niedergeworfen und 
entmannt ward, und der heilige Korbinian aus Altbayern flüchten 
mußte, ist gewissermaßen das erste Haberfeldtreiben. Beide waren 
28) J. M. Beer, Ein karolingischer Missionskatechismus, 19 11, 5. 83. 
26) Irrenlohe in Bayern, voñn Er. dem baverischen Ziu?
	        
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