Full text: Germanische Götter und Helden in christlicher Zeit

Der Schwertgott und der Fenriswolf 73 
Ein Bogenfeld in Schwertsloch enthält zwei Doppelkreise, die 
beiden Himmelslichter? Sie spielen bei den Weltuntergangsschilde— 
rungen eine große Rolle; 410) in dem Felde vorher die Kerze oder 
Lilie; sicher ein heidnisches Sinnzeichen (vgl. unten Abschnitt 27), 
wahrscheinlich des Feuers. 
Ich glaube unten, im Abschnitt 20 und 27 den sicheren Beweis 
bringen zu können, daß die sogenannte heraldische Lilie lange vor 
ihrer heraldischen Verwendung ein Zauberzeichen war und daß 
diese ihre vorchristliche heilige Bedeutung der Kirche noch im hohen 
Mittelalter bekannt war. Der Mondwurm oder —wolf, der die Him— 
melslichter zu verschlingen droht, ist daneben in Stein gehauen, um 
ihn so zu bannen, unschädlich zu machen. Das würde sich im Ge— 
danken unserer Deutung der anderen Zeichen (Abschn. 2) durchaus 
einfügen. 
Warum stellt sich die germanische Göttersage gerade den 
Schwertgott einarmig vor? Wir wissen, daß die Heldensage an 
geschichtliche Vorgänge anknüpft. Sie will ursprünglich Tatsachen— 
dericht sein und keineswegs „Dichtung“. Die isländischen Sagas 
assen uns dieses ursprüngliche Wesen noch deutlich erkennen. Es 
sind die Familiengeschichten jener edelsten und trotzigsten Germanen, 
die lieber das härteste CLeben unter der feindlichen Natur des 
eisigen Nordens wählten, als daß sie einen aufgezwungenen Herrn 
über sich anerkannt hätten. Ihnen war das größte Übel, daß sie 
hätten tun müssen, was ihnen unwürdig schien, nicht Entbehrung 
an äußeren Gütern. Diese Denkweise ist das eigentliche Kenn— 
zeichen der Gesinnungskultur; der nordischen Gesittungsform, im 
Gegensatz zur mittelmeerischen, zur Kultur der Sinne. Das Wesen 
einer Kultur macht aus, was ihre Träger für das höchste Gut 
and was sie für das schlimmste Übel halten. Die Göttersage ist 
aun von einem bestimmten Zeitpunkte ab nicht so grundsätzlich ver— 
schieden von der bloßen Heldensage; nämlich von dem Seitpunkte 
ab, wo die Vorstellung von den übermächtigen Zusammenhängen 
und den dauernden Wirkungen vermenschlicht und dann auch sofort 
Mainz, der Mainzer Lagerfestung (Nästrich — castrum) mit dem Sonnenkreis und 
dem Sonnenroß (vgl. unten Abschn. 22) wäre ein geeignetes Stammesabzeichen für 
die Niedersachsen, die ja immer das Sachsenroß als Wappentier geführt haben; das 
Hakenkreuz aus Pferdeköpfen aus der Vottweiler Sammlung (vgl. Abschn. 22) wäre 
ein Stammesabzeichen für den großen Alemannenstamm. Wir brauchen, wie kürzlich 
einer gesagt hat, in dieser verschlammenden Sintflut der Zeit den heraldischen Sinn, 
der geschichtliche Ehrfurcht hat und Sinnbilder ehrt. 
) Eine ähnliche Verbindung zweier Kreise und ebenfalls offenbar mit sinnbild— 
licher Bedeutung auf vorchristlichen Denkmalen in Schottland: val. Romillv Allan. 
Barly CKChristian Monuments of Scottland.
	        
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