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Rolandssäule, Irmensul
als Siegeszeichen nach ihrem übrigens durch eine gemeine Ein—
kreisung erreichten und deshalb nicht gerade sehr rühmlichen Siege
über die Thüringer vom Jahre 551 errichteten. Hertlein, Die
Jupitergigantensäulen, übersetzt die schwierige und unklare Stelle
Widukinds, über die sich schon Pertz und Jakob Grimm unterhalten
daben, folgendermaßen: „und einen Siegesaltar errichtend verehrten
ie nach ererbtem Irrwahn ihre Heiligtümer mit der ihnen eigenen
Verehrung, namentlich den Mars, mit dem Bild von Säulen, den
Herkules darstellend, anstatt den Sonnengott, den die Griechen
Apollo nennen“. „Die Irminsäule“, fährt Hertlein fort, „wiewohl
dem Mars errichtet, erinnert Widukind an die Säulen des Herkules.
Solche Säulen stellen nach seiner Meinung die Sachsen deswegen
dar, weil sie glauben, damit ein Symbol des Sonnengottes zu haben;
er weiß also, daß jener Mars gleich Ziu mit der Sonne in enger
DLerbindung steht.“
Es ist noch eine nicht unbeträchtliche Zahl aufrecht gestellter
Steinmale in Deutschland erhalten, die nicht Grabstätten bezeichnen
und bei deren Betrachtung man an die Worte des Rudolf von Fulda
und des Widukind von Corvey über die Irmensul und die ZFiu—
säule von 551 erinnert wird. Sie sind wahrscheinlich der Mehrzahl
nach Grenzzeichen. die ja von altersher und bei verschiedenen
Oölkern gern unter besondere göttliche Weihung gestellt wurden,
um sie wirksamer zu schützen.
Bei Maden, dem Hauptort der Chatten und der obersten Ge—
richtsstätte für den fränkischen Hessengau, steht noch der Malstein
Abbildung bei Karl Heßler, Hessische Landes- und Volkskunde,
Bd. J, 2. Bälfte, 8. 285)
Der Gollenstein bei Blieskastel (vgl. F. Sprater, Die Urgeschichte
der Pfalz) wird unmittelbar für ein Sonnensinnbild gehalten
Sprater). Am Süntelgebirge steht der Süntelstein. Eine halbe Weg⸗
stunde nordwestlich von Kirchhain in Hessen liegt das Dorf Cangen-
stein. In der Mauer um die VRirche ist eingebaut ein über zwei
Mann hoher aufrecht stehender Stein. An der Rirche finden sich
die unten zu besprechenden Bildhauereien, die auf eine vorchrist⸗
liche Bedeutung des Platzes als gottesdienstlicher Stätte hinweisen.
Der Stein in der Kirchhofsmauer hatte sicher auch eine besondere
Bedeutung. Seine besondere Wichtigkeit geht schon daraus hervor,
daß das Dorf, wie es offenbar der Fall ist, nach ihm genannt wurde.
Ob er auch als Grenzstein diente oder eine ausschließliche Weihe—
bedeutung hatte, ist zweifelhaft. Er steht jetzt umgeben von hessischem
Stammesgebiet; aber bei den ewigen Kämpfen zwischen Sachsen
einerseits und Hessen-Franken andrerseits, die bis zur Unterwerfung