Full text: G. F. Dinglinger

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dem niedersächsischen Gebiete, von dem weiteren deutschen 
ganz zu schweigen, zu nennen. 
Aus diesem Grunde kann die Beschäftigung mit einem 
Meister wie Dinglinger nicht zwecklos sein; wenn die gewon— 
nene Erkenntnis auch nicht höher als ein bescheidener Baustein 
in der Geschichte des niedersächsischen Barocks zu werten ist. 
Ich habe bereits bei der Besprechung des Palais an der 
Leinstraße und bei der des Hauses Breitestraße 18 auf die 
sächsischen Anregungen hingewiesen, die Dinglinger empfangen 
haben muß und die nach der oben wiedergegebenen Stelle 
aus seinen Aufzeichnungen noch wahrscheinlicher werden. 
Da uns Dinglinger den Namen seines Lehrers leider 
nicht mitteilt, halte ich es für eine müßige Spielerei, auf Grund 
stilistischer Anklänge eine Vermutung auszusprechen. An— 
klänge an die sächsischen Bauten sind in seinen Entwürfen 
zur Genüge vorhanden. Sie reichen aber nicht aus und sind 
so verschiedenartig, daß man keinen bestimmten Namen 
nennen möchte. Vor allem darf man die gefundene An— 
lehnung an einen Bau D. Pöppelmanns nicht überschätzen 
und daraus ein Schülerverhältnis Dinglingers zu diesem 
berühmten Meister konstruieren wollen. Pöppelmanns wild 
hewegte, durch italienische Werke beeinflußte Kunst hatte 
sich shon um 1730 überlebt!) und es macht sich von da ab 
eine deutlich erkennbare Gegenströmung bemerkbar. Die 
Schlichtheit und Einfachheit der Mittel, mit denen Dinglinger 
arbeitet, entsprechen jedenfalls viel mehr dem Geiste der in 
diesem Sinne geschaffenen sächsischen Bauten. 
Daneben wird Dinglinger, wie alle jungen und wer— 
denden Architekten des 18. Jahrhunderts — auch den theo— 
retischen Schriften mancherlei zu danken haben. Ich wies 
bereits bei der Besprechung seiner Schrift über die Korn— 
magazine auf die Anklänge an die grundlegenden Arbeiten 
des noch viel zu wenig gewürdigten Mathematikprofessors 
und Architekturtheoretikers L. Chr. Sturm?) hin. Daneben 
deuten Anklänge auch auf die Benutzung der Arbeiten von 
J. R. Fäsch?). 
) Vol. Walther Die trich: Beiträge zur Entwicklung des bürger— 
lichen Wohnhauses in Sachsen im 17. und 18. Jahrhundert. (Dresdener Disser— 
tation.) Leipzig 1903. 
2) Vergl. über die Bedeutung und den Einfluß Sturms Habicht: 
die Herkunft der Kenntnisse Baltasar Neumanns ... Etadtbibliothek.) 
e) Vgl. J. R. Fäsch: Anderer Versuch seiner architect. Werke ... 
Nürnberg 172229.
	        
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