Full text: Das Cölner Osterdienstags-Protokoll

Das Colner Osterdienstags-Protokoll. 
wenig der Kirche einen Einfluß auf die christliche Gewerkschaftsbewegung 
einzuräumen. 
Die Tatsache, daß die Fentrale des Volksvereins in M.Gladbach 
schon jetzt die Forderung des Gesamtepiskopats, einen mitbestimmenden 
Einfluß auf die Maßnahmen der Vorstandsschaft auszuüben, hat einfach 
ablehnen müssen, gibt zu schweren Bedenken über die unabhängige 
Stellung des Volksvereins Anlaß. Taktisch gehen die Tendenzen der 
keimenden Bewegung keineswegs auf ZFerschmetterung und Vernichtung 
unserer stolzen Organisation oder auch nur auf eine gegnerische Stellung⸗ 
nahme heraus. Es sollen vielmehr diese Organisationen in echt katho⸗ 
lischem Geiste beeinflußt werden und ihnen Richtungen und Prinzipien 
genommen werden, die auf die Dauer den Besitzstand des katholischen 
Deutschland gefährden. Diese Beeinflussung soll mit Festigkeit, aber wenn 
msöglich ohne direkte Polemik geschehen. Der Erfolg einer solchen Aktion 
ist nicht leicht, da große Geldmittel und die Macht einer planmäßig 
durchgeführten Organisation, die fast alle Faktoren des öffentlichen Lebens 
im katholischen Deutschland in Abhängigkeit dieser Richtung bringt, auf 
seiten der Gegner stehen. Die Gegenaktion muß sich bemühen, die 
Machtmittel dieser Richtung zu paralysieren. Bei der prinzipiellen Tiefe 
der liberal⸗katholischen Richtung handelt es sich nur um eine Machtfrage. 
Der innerste Gedanke dieser Richtung geht darauf hin, das öffentliche 
Leben des katholischen Deutschland zu befreien vom Einfluß des Episkopats 
und der Orthodoxie und das katholische Volk mit den Protestanten zu 
einem großen christlich⸗sozialen Block auf allen Gebieten des öffentlichen 
Lebens und der geistigen Betätigung zusammenzuschweißen. 
Als Tagesordnung wird eine Generaldiskussion über die Gesamt— 
aktion und im Anschluß daran die Durchberatung von sieben Anträgen 
vorgeschlagen, die von verschiedenen Seiten zwecks praktischer Maß—⸗ 
nahmen für diese Konferenz angeregt waren. In Erledigung von 
Geschäftsordnungsfragen wird Protokollaufnahme über die Verhandlungen 
beschlossen, und nach kurzer Debatte übernimmt Reichstagsabgeordneter 
Dr. Bitter aus Kiel den Vorsitz der Konferenz und die Leitung der ge— 
samten Geschäftsführung. 
Bitter: gibt eine eingehende Erörterung der drei Leitsätze und
	        
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