4
Das Cölner Osterdienstags-Protokoll.
* — —
vorliegenden Spezialanträge zuwende. Er charakterisiert die Gesinnung
der Bischöfe und hält dafür, daß dort unsere Bewegung den größten
Sympathien begegnen wird.
Bitter: Das katholische Volk steht ebenfalls hinter uns. Die
Parlamentarier sind uns in großer Fahl nicht abgeneigt, sondern nur
zu viele Leisetreter. Wir haben unter unseren Abgeordneten zu viel
mandatssüchtige Streber und zu wenig Charaktere, aber mancher gute
Kerl ist darunter. Wenn die Zügel straff angezogen werden, folgen sie
gern, haben aber nicht den Mut, aus sich herauszugehen. Wir wollen
nicht denselben Fehler machen und ebenfalls Leisetreter sein, sondern
öffentlich hervortreten. In diesem Sinne macht Redner folgenden Vor
schlag: in zwei Städten — etwa Münster und Coblenz — soll eine
große Volksversammlung zu irgendeinem äußeren Anlaß veran—
staltet werden. In dieser Versammlung soll der Redner für unsere
Tendenzen in scharfer Prononzierung hervortreten. Diese Rede muß
dann in allen ZSeitungen gleichzeitig gebracht werden mit dem Hinweis,
daß endlich ein erlössendes Wort gesprochen worden sei. Im
Anschluß daran muß dann noch eine Artikelserie im Laufe des Sommers
das so eingeleitete Chema erörtern.
Roeren: Es genügt nicht, einfach diese Gedanken zu betonen, es
muß auch deren Gegensatz zur Bachemschen Richtung hervorgehoben
werden. Das wäre aber noch verfrüht. Wir haben noch nicht Boden
genug unter den Füßen, um in dieser Weise vorgehen zu können.
Kaufmann schlägt eine planmäßige und stete Arbeit durch kleine
Artikel vor, die in die Presse gebracht werden. Er bezweifelt, ob alle
von Dr. Urückemeyer genannten ZSeitungen zuverlässig seien.
hüls: Münster wäre für den Vorschlag Dr. Bitters nicht reif.
Zuerst müsse die Sache von Zeit zu Zeit in größere Zeitungen gebracht
werden. Er wünscht, daß die „Stimmen aus Maria-Caach“ und die
„Historisch-⸗politischen Blätter“ in dieser Richtung arbeiteten. Eine längere
Verbreitung der Ideen müßte vorausgehen. Nach längerer Diskussion,
an der sich Dr. Bitter, P. Frick S. J, Domkapitular hüls, Dr. Krücke—
meyer, Professor Müller und Geheimrat Roeren beteiligten, beschließt
man auf Vorschlag Dr. Bitters, die Frage vorab offen zu lassen, indes