Das Cölner Osterdienstags-Protokoll. 2
nehmen lassen, und zum Beweise des Gesagten weise ich auf ein günstiges
Phänomen ganz besonders hin. — Wenn bisher deutsche, der evangelischen
Kirche nur mehr äußerlich angehörige Professoren und Gelehrte wohl
das meiste getan haben, um den Glauben an die Gottheit des Welt
erlösers zu untergraben und zu bekämpfen, so sind es heutzutage vor—
nehmlich auch wieder Protestanten, Professoren und Gelehrte, die den—
selben Glauben mit großem Erfolge wissenschaftlich verteidigen. Bravo)
Ich berufe mich beispielsweise auf die von protestantischer Seite unter—
nommene Publikation „Biblische Zeit- und Streitfragen“. Aus den—
selben spricht ein so starker Glaube an die Gottheit Christi, eine so
große Liebe und Verehrung für seine gottmenschliche Person, eine so
feste Überzeugung, daß in ihm allein für die Menschen das Heil zu
finden ist, daß wir Katholiken in ihren Verfassern — man verstehe den
vielleicht etwas kühnen Ausdruck mit selbstverständlicher Bes chränkung
mit Freude überzeugte Glaubensgenossen begrüßen. GBeifall.) .....
Dazu kommt, daß bei den tieferblickenden gläubigen Angehörigen der
protestantischen Kirche sich auch in Deutschland mehr und mehr die
Ansicht Bahn bricht, daß der gegenwärtige Kampf der Geister sich im
letzten Grunde dreht um die Frage: Für oder wider Christus! — daß
er entscheiden muß über den weiteren Ausbau oder den Untergang der
christlichen Kultur und daß mithin alle, die für Christus sind, mögen
sie auch den verschiedenen Konfessionen angehören, sich gemäß dem
zweiten Gebote Christi, das er ja selbst dem ersten gleich gestellt hat, in
gegenseitiger Liebe und Achtung zu verstehen und zu vereinigen haben,
um dem weltverderbenden Unglauben die Stirn zu bieten ....“
Unter stürmischem, nicht endenwollendem Beifall schloß
Pfarrer Janssen sodann seinen Vortrag mit der folgenden
feierlichen Erklärung: „Wir deutsche Katholiken bieten Euch,
unseren deutschen und christlichen Mitbrüdern als Christen in
christlicher Liebe, als rösmisch-katholische Christen in deutscher
Treue und Ehrlichkeit die Bruderhand, die Friedenshand!
Weist sie nicht ab, wir bitten, wir beschwören Euch bei der
Liebe Eueres und unseres lieben Herrn Jesu Christil“.
Vergleiche den Originalbericht der amtlichen Ausgabe: Verhandlungen